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„Euthanasie“-Opfer: Unimedizin richtet landesweiten Gedenktag aus

18. January 2016

Auch Patienten aus Rostocker Nervenklinik wurden abtransportiert und später ermordet

Am 27. Januar, dem bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, richten die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für Nervenheilkunde der Unimedizin Rostock und die Evangelische Stiftung Michaelshof Rostock die landesweite Gedenkveranstaltung für die Opfer von „Euthanasie“ und Zwangssterilisationen in der NS-Zeit aus.

Aus beiden Einrichtungen sind zwischen 1939 und 1945 Patienten und Fürsorgezöglinge, darunter geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche, in andere Institutionen verlegt und dort systematisch ermordet worden. Insgesamt waren mehr als 4000 Menschen in Mecklenburg und Pommern von der „Euthanasie“-Aktion betroffen. Sie wurden mit Tabletten, Injektionen oder durch gezieltes Verhungernlassen getötet.

Gemeinsam mit den Landesverbänden Allgemeiner Behindertenverband, Sozialpsychiatrie, Psychiatrie-Erfahrene sowie Angehörige und Freunde psychisch Kranker, dem Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern, der Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik mbH, dem AWO-Sozialdienst Rostock, der Lebenshilfe Rostock, dem Verein Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse, der Fachschaft Medizin Rostock, der Evangelischen Stiftung Michaelshof und der Hansestadt Rostock gedenkt die Universitätsmedizin unter dem Motto „Erinnern – Betrauern – Wachrütteln“ derjenigen, deren Leben in der Zeit des Nationalsozialismus als „unwert“ klassifiziert wurde.

Die Veranstaltung findet im Hörsaal des Zentrums für Nervenheilkunde statt. Nach der Begrüßung, einem thematischen Überblick und dem Bericht eines Angehörigen ist eine Lesung von Einträgen aus Krankenakten getöteter Patienten vorgesehen, die von Studenten, Ärzten, Schwestern und Pflegern der Rostocker Psychiatrie übernommen wird. Anschließend wird ein Kranz am Mahnmal des Zentrums für Nervenheilkunde niedergelegt. Danach besteht die Möglichkeit zur Besinnung im Raum der Stille.

Ab 13.15 Uhr wird in der Evangelischen Stiftung Michaelshof der Kinder und Jugendlichen gedacht, die Opfer der „Euthanasie“ geworden sind. Dort wurden 22 Denksteine verlegt; eine Gedenkstele wird im Rahmen der Veranstaltung eingeweiht.