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Im Zentrum für Nervenheilkunde werden Krisensituationen künftig im Beraterteam diskutiert

20. October 2008

Mit krisenträchtigen Situationen wie Suizidversuchen oder aggressiven Übergriffen von Patienten muss in einer Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie gerechnet werden.

Schließlich werden hier Patienten mit schweren psychischen Störungen behandelt, was in Einzelfällen auch Gewalt gegen sich selbst oder andere mit sich bringt. „Natürlich sprechen wir hinterher miteinander über solche Vorfälle. Doch was bislang fehlte, war eine fachliche Auswertung und Unterstützung der Betroffenen in einem kompetenten, multiprofessionellen Team“, sagt Ute Fricke, Pflegedienstleiterin des Zentrums für Nervenheilkunde des Universitätsklinikums Rostock. Das Team soll – zusätzlich zu fachlicher Weiterbildung und Unterstützung durch Klinikdirektorin Professor Sabine Herpertz – den Pflegekräften Halt in schwierigen Situationen bieten.

 

Derzeit entsteht am Rostocker Uniklinikum ein festes Beraterteam aus Ärzten, Psychologen, Krankenhausseelsorger sowie Krankenschwestern und -pflegern. Sie stehen zur Verfügung, wenn ein Mitarbeiter eine extreme Krisensituation im Umgang mit einem Patienten verarbeiten muss. „Es ist für die Kollegin oder den Kollegen seelisch belastend, mit Gewalt, sei sie von Patienten gegen sich selbst oder gegen andere gerichtet, fertig werden zu müssen. Polizei und Feuerwehr haben das längst erkannt und halten entsprechende Hilfsangebote vor. In psychiatrischen Kliniken ist das hingegen längst noch nicht gang und gäbe“, weiß Ute Fricke. Die Mitarbeit in der multifunktionellen Beratergruppe ist freiwillig, denn dieses Engagement über den „normalen“ Dienst am Patienten hinaus kann nicht verordnet werden.

 

„Ziel ist eine Aufarbeitung des Vorfalls, die sowohl den Mitarbeitern als auch den Patienten nützt“, so die Pflegedienstleiterin. Damit diese Aufarbeitung in offener, druckloser Atmosphäre stattfinden kann, ist die Pflegedienstleiterin als Vorgesetzte nicht dabei. Wenn der betroffene Mitarbeiter „aufgefangen“ ist, wird darüber gesprochen, wie ähnlichen Situationen künftig vorgebeugt werden könnte. Was wirkt deeskalierend? Welche Änderungen im Arbeitsablauf bringen eventuell mehr Sicherheit? Wie können wir den Klinikalltag so patientenfreundlich wie möglich gestalten? „Wenn Fachleute der unterschiedlichen Professionen, aber auch aus verschiedenen Stationen gemeinsam darüber sprechen, erwächst substanzieller Gewinn für alle Seiten. Solch ein Gespräch kann Wunder wirken“, so Ute Fricke.