Aktuelles

Kampf gegen Krebszellen: „Jugend forscht“ in der Strahlentherapie

16. March 2015

Tausende Zellen zählten Paul Pranskat (v.l.) und Fabian Wilken in den vergangenen Wochen am Mikroskop aus. „Das ging schon an die Substanz“, sagt Fabian.

Zwei Schüler pauken fürs Abi - und sitzen in ihrer Freizeit hinterm Mikroskop.

Fabian Wilken und Paul Pranskat stehen kurz vorm Abi. Sie pauken aber nicht nur für Mathe, Bio und Deutsch. In den vergangenen Monaten haben sie sich zusätzlich mit der Auswirkung verschiedener Strahlenmengen auf Krebszellen beschäftigt. Im Rahmen des Bildungsprogramms „Jugend forscht“ warfen sich die Freunde an der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Rostocker Universitätsmedizin weiße Kittel über.

„Krebszellen werden heutzutage mit verschiedenen Strahlen-Dosen behandelt“, erklärt der 18-jährige Fabian Wilken. „Wir wollten herausfinden, ob dabei unterschiedliche Effekte in den Zellen auftreten.“ Das testeten sie professionell. Sie beobachteten Tumorzellen und zur Kontrolle Zellen aus gesundem Gewebe nach verschiedenen Strahlen-Dosen und unter geringer, mittlerer und hoher Bestrahlung. „Wir haben verschiedene Werte kontrolliert“, sagt Paul Pranskat (17). „Wie schnell wachsen die Zellen? Wie schnell teilen sie sich? Wie viele überleben die Bestrahlung?“ Dazu musste jede einzelne winzige Zelle unter dem Mikroskop ausgezählt werden. „Mehr als 3000 Stück pro Dosis“, schätzt Fabian. „Das ging schon an die Substanz.“

Mittlerweile reden die Schüler wie richtige Wissenschaftler - von Koloniebildungstests, Fluoreszenzmikroskopie, Lungenkarzinomen und Mikrokernen. In der zehnten Klasse haben sie für ein Praktikum zum ersten Mal Fuß ins Strahlenbiologische Labor der Klinik gesetzt. „Damals war das Kernkraft-Unglück in Fukushima recht aktuell“, erinnert sich Fabian. „Also haben wir uns intensiver mit Strahlung beschäftigt. Faszinierend, dass sie beim Menschen große Schäden verursachen kann, aber auch positive Wirkungen hat, wie in der Strahlentherapie.“ An der Rostocker Klinik seien sie dann auf offene Ohren gestoßen. „Wir haben vieles gelernt und durften einiges ausprobieren. Ein guter Einstieg.“

Die Untersuchungen, die im Praktikum begannen, bauten die Schüler für „Jugend forscht“ aus. Fast täglich kamen sie nach der Schule für einige Stunden ins Labor. Auch wenn sie dann schon vieles selbstständig meistern konnten - allein gelassen wurden sie nicht. Das Labor-Team stand ihnen zur Seite. „Die beiden haben sich gut angestellt“, sagt Jana Baake, für die die Betreuung der Schüler neben dem Schreiben an der eigenen Doktorarbeit eine angenehme Abwechslung war. „Eine bestimmte Untersuchungsmethode, die wir beim Projekt genutzt haben, mussten wir im Labor erst etablieren und konnten sie dann auch gleich für unsere Arbeit nutzen.“

Langfristig könnte die Untersuchung der beiden jungen Forscher Anregungen für eine verbesserte Behandlung liefern. Endgültige Schlüsse lassen sich aus den bisherigen Tests noch nicht ziehen. Trotzdem sind die Schüler stolz auf ihr Projekt, das sie am 17. und 18. März in der Stadthalle verteidigen werden. „Ob wir gewinnen? Schwer zu sagen“, meint Paul. „Bei ,Jugend forscht‘ treffen viele gute Ideen aufeinander.“ Doch Fabian findet: „Unsere Arbeit ist klasse geworden. Wissenschaftlich, seriös. Daran kann es nicht scheitern.“

Nach dem Abi startet Fabian ins Medizinstudium. Für Paul geht es zu Airbus nach Hamburg.