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Kopfschmerzzentrum Nord-Ost nimmt Arbeit auf

20. June 2016

Der ärztliche und der psychologische Leiter des Zentrums: Dr. Tim Jürgens und Prof. Dr. Peter Kropp.

Erstes Zentrum seiner Art in MV / Schwerpunkt chronische und seltene Schmerzen

Migräne oder ein pochender Schädel wegen zu viel Stress: Rund 80 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter Kopfschmerzen. Doch nicht jeder Schmerz lässt sich eindeutig zuordnen. Viele Beschwerden bedeuten für die Betroffenen zudem eine hohe psychische Belastung. Für solche Patienten gibt es in Rostock jetzt eine neue Anlaufstelle: das Kopfschmerzzentrum Nord-Ost, das die Unimedizin Rostock als gemeinsame Einrichtung der Klinik und Poliklinik für Neurologie und des Instituts für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Standort Gehlsdorf ins Leben gerufen hat. Dort werden chronische und seltene Kopf- und Gesichtsschmerzen diagnostiziert und individuell behandelt. In Mecklenburg-Vorpommern ist das Rostocker Zentrum das erste.

„Wir verstehen uns als überregionalen Ansprechpartner für unsere niedergelassenen Kollegen“, sagt Dr. Tim Jürgens, Ärztlicher Leiter des Zentrums und Oberarzt in der Neurologie. „Besonders bei komplexen Fällen fehlen oft die Möglichkeiten und Erfahrungen, um rasch eine eindeutige Diagnose zu stellen. Da bieten wir Unterstützung.“ Neben chronischen Kopfschmerzen geht es den Spezialisten auch um den Gesichtsschmerz. „Diese Patienten fallen oft durchs Raster, weil die Symptome nicht immer eindeutig sind“, so Jürgens. „Dann überweist der Hausarzt an den Zahnarzt, der den Patienten womöglich zum Psychologen und dann zum Neurologen weiterschickt. So vergeht viel Zeit, bis Leidenden geholfen werden kann.“ Im neuen Zentrum arbeiten Neurologen, Psychiater und Psychologen mit Experten anderer Fachbereiche der Unimedizin wie Radiologen, Chirurgen, Zahnmedizinern, Augen- und HNO-Ärzten Hand in Hand. „Durch diese Bündelung können wir Schmerzen besser deuten, seltene neurologische Erkrankungen erkennen und schnell die Therapie einleiten.“ Bisher habe es solche breit aufgestellten Schmerzzentren nur in Großstädten wie Hamburg oder Berlin gegeben.

Dabei sei der Bedarf hoch, sagt Prof. Dr. Peter Kropp, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der Unimedizin, der das Zentrum von psychologischer Seite leitet. Zwar gebe es statistisch in MV deutlich weniger Kopfschmerzpatienten als im Bundesschnitt. „Aber das bedeutet nicht, dass es hier weniger Betroffene gibt“, sagt der Psychiater und vermutet scherzhaft: „Vielleicht ist das der Morbus Mecklenburg: Gemäß ihrem Ruf sind Mecklenburger womöglich etwas geduldiger als Großstädter und gehen mit einem Ziehen in den Schläfen nicht sofort zum Arzt.“ Eine gefährliche Tugend: „Symptome, die nicht ernst genommen und verschleppt werden, können chronisch werden und sich dramatisch auf die Lebensqualität auswirken“, so Kropp. „Darum spielt die psychologische Betreuung im Zentrum eine wichtige Rolle."

Kopfschmerzgeplagten rät Kropp: viel trinken, bewegen und öfter mal die Seele baumeln lassen. „Besonders Migräne-Patienten können nicht loslassen und verspüren eine ständige innere Unruhe. Maßnahmen zur aktiven Entspannung können dabei Wunder wirken.“ Um die Behandlungsmöglichkeiten chronischer Beschwerden wie Migräne und schwerem Cluster-Kopfschmerz langfristig zu verbessern, wollen Kropp und Jürgens am neuen Zentrum auch Forschungsaktivitäten bündeln. Dafür arbeiten die Experten eng mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zusammen.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Peter Kropp, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 494 9530