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Motorradfahrer sollten sich besser schützen: Unbedachtes Verhalten führt zu schweren Verletzungen

05. September 2007

Zweiradfahrer begeben sich oft nicht ausreichend geschützt in den Straßenverkehr. Das belegen Erfahrungen der Mediziner in der Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Rostock.

Häufig werden Stiefel oder Jacken und Hosen mit den wirkungsvollen Schutzeinrichtungen zu Hause gelassen. Bei Unfällen ziehen sich dann die Zweiradfahrer Weichteilverletzungen mit hoher Infektionsgefahr und komplizierte Brüche zu. Aus diesem Grund rufen die Rostocker Unfallchirurgen dazu auf, auf Zweirädern stets Schutzkleidung zu tragen. Gerade auch für Fahranfänger sei es nützlich, ein Sicherheitstraining wahrzunehmen. Die meisten Unfälle passieren während der Motorrad-Saison zwischen März und Oktober, 80 Prozent der Verunglückten werden in den Sommermonaten eingeliefert. Am Universitätsklinikum Rostock werden jährlich zwischen 50 und 100 Verletzungen durch Motorrad- oder Mopedunfälle behandelt. Wenn der Rostocker Unfallchirurg Dr. Mathias Witt verunglückte Moped- oder Motorradfahrer behandelt, dann unterzieht er sie stets einer genauen Befragung: Wie kam es zu dem Unfall, war jemand anders schuld oder der Zweiradfahrer selber? „In den meisten Fällen begegnen mir Standardsituationen: Motorradfahrer werden übersehen, Autofahrer wollen kurz vor der Kreuzung noch rasch überholen – und es kommt zum Unfall“, so PD Dr. Witt. Der Mediziner ist selber gern mit seiner 1000-Kubikzentimeter-Maschine unterwegs und kennt die Gefahren des Zweiradfahrers. Daher stellt er den Verunglückten auch immer die Gretchenfrage: Welche Schutzkleidung wurde getragen? „Oft stellt sich heraus, dass die Motorradfahrer nicht ausreichend geschützt waren. Jacke und Hose mit den wichtigen Schutzeinrichtungen werden besonders bei schönem Wetter nicht angezogen, auch die Stiefel bleiben zu Hause.“ Kommt es zum Unfall, sind die Verletzungen meist kompliziert. Oliver Groth aus Teterow ist ein Beispiel dafür. Der 18-Jährige wird derzeit in der Unfallchirurgie des Uniklinikums Rostock behandelt. Auf dem Weg nach Hause passierte es: Unmittelbar vor dem 125-Kubikzentimeter-Motorrad des jungen Mannes schert ein PKW aus einer Parklücke aus. Mit dem rechten Bein prallt der Teterower gegen das Fahrzeug. Mit einem offenen Unterschenkelbruch, einer Prellung des Knöchels und einer Verdrehung des Sprunggelenks kommt er nach Rostock ans Uniklinikum. Der junge Mann hatte keine festen Motorradstiefel an. „Derartige Verletzungen begegnen uns immer wieder: komplizierte Brüche, die oft auch die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen und die Betroffenen dauerhaft beeinträchtigen. Außerdem kommt es oft zu Weichteilverletzungen wie Schürfwunden, bei denen eine große Infektionsgefahr besteht“, so Dr. Witt, der sich selber nur in voller Montur auf seine MZ setzt. Sind die Motorradfahrer ausreichend geschützt, kommt es bei Unfällen meist nur zu einfachen Schaftbrüchen, die ohne Probleme behandelt werden können und vollständig ausheilen. „Besonders bei schönem Wetter schnellen die Zahlen verunglückter Moped- und Motorradfahrer nach oben“, sagt auch Professor Dr. Thomas Mittlmeier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie am Uniklinikum Rostock. 50 bis 100 verunglückte Zweiradfahrer werden pro Jahr am Klinikum behandelt, gut 80 Prozent davon in den Sommermonaten, also in der Motorradsaison. Ein Drittel der Behandelten wird ambulant versorgt, zwei Drittel müssen operiert werden. „Auffällig ist auch, dass es sich oft um jugendliche Fahrer handelt“, so Professor Mittlmeier. Die Rostocker Mediziner regen dazu an, nicht nur immer die richtige Schutzbekleidung anzulegen, sondern auch ein Sicherheitstraining zu absolvieren.