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Sterbenden Menschen Gehör schenken

04. December 2018

Assistenzarzt Felix Bock und Hospizdienstleiterin Katrin Machka befragen schwerkranke Patienten.

Neue Studie zur Patientenzufriedenheit in der Palliativversorgung

Rostock/Südstadt – In ihrem letzten Lebensabschnitt sind sterbende Menschen vielen Gefühlen, Ängsten und Schmerzen ausgesetzt. Damit sie mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein gelassen werden, begleiten ehrenamtliche Sterbebegleiter in der Strahlenklinik die schwerkranken Patienten. Um zu erfahren, wie gut sich die Patienten während ihres stationären Aufenthalts aufgehoben und aufgeklärt fühlen, hat die Unimedizin zusammen mit dem Ökumenischen ambulanten Hospizdienst Rostock eine Studie zur Erfassung der Patientenzufriedenheit unter einer palliativen Strahlentherapie gestartet. Das ist bundesweit einmalig. Bisher gibt es keine wissenschaftliche Analyse zur Zufriedenheit sterbender Patienten, die von ehrenamtlichen Sterbebegleitern betreut werden. Etwa 100 Patienten werden in einem Zeitraum von neun Monaten befragt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse sollen die Ausbildung und Einbindung ehrenamtlicher Sterbebegleiter im stationären Klinikalltag verbessert werden.

Geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter des Ökumenischen ambulanten Hospizdienstes befragen in Interviews die schwerkranken Menschen. „Über einen Fragebogen wollen wir herausfinden, inwiefern sich unsere Patienten über ihre Erkrankung und Therapie aufgeklärt und ob sie sich von den Pflegekräften und Ärzten ganzheitlich verstanden fühlen“, erklärt Felix Bock, Assistenzarzt in der Klinik für Strahlentherapie. Thematisiert werde außerdem, ob und wie stark sie Schmerzen und Nebenwirkungen wahrnehmen, unter welchen Ängsten sie leiden, welche Gedanken und Sorgen sie beschäftigen. „Wir möchten damit außerdem ergründen, wie unsere Patienten psychosozial aufgestellt sind“, so Bock. Um ein genaues Bild vom Wohlbefinden des Schwerkranken zu erhalten, sollen sich die Patienten anhand eines Kreisdiagrammes ausdrücken – nicht wie üblich über eine Zahlenskala. „Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen bei einer Zahlenskala immer zur Mitte bewegen“, erklärt der Assistenzarzt. Mit dem Kreisdiagramm könne dagegen die Intensität von Schmerz oder Trauer besser verbildlicht und dadurch auch greifbarer gemacht werden.

Neben der Studie ist den Medizinern und Ehrenamtlern auch wichtig, dass sich die Patienten schon jetzt gut aufgehoben fühlen und nicht erst, wenn die Studienergebnisse vorliegen. „Die Gespräche werden daher in einem angemessenen Rahmen geführt, wenn sich der Patient bereit fühlt und über seine Emotionen und Gedanken reden möchte“, betont Katrin Machka, Leiterin des ökumenischen Hospizdienstes. Die Interviews werden im Abstand von mehreren Wochen mit den gleichen Fragen wiederholt, um zu sehen, inwiefern sich die Wahrnehmung bestimmter Belastungen und das Wohlbefinden der Patienten über die Zeit verändert hat.

Die Studienergebnisse sollen Grundlage dafür sein, die Ausbildung ehrenamtlicher Sterbebegleiter zu verbessern und zu vereinheitlichen. „Bisher gibt es einen Leitfaden, der aber nicht verpflichtend und auch nicht allumfassend ist“, erklärt Machka. Die Studie zur Patientenzufriedenheit sei extrem wichtig, um zu erkennen, was die schwerkranken Menschen bewegt und welche Sorgen ihnen auf der Seele brennen. „Dann können unserer Sterbebegleiter noch besser auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen und ihnen das Gefühl geben, in der letzten Lebensphase nicht allein zu sein.“