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Studie zu Mindestmengen: Viele Fälle – geringere Sterblichkeit

14. July 2016

Weil die Zahlen zur Sterblichkeit unter der international geltenden Schwelle liegen, ist die Unimedizin Rostock als Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen des Pankreas zertifiziert.

Untersuchung am Beispiel von Pankreas-OPs

Komplexe Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse sollten nur noch an Kliniken mit ausreichenden Fallzahlen, Erfahrung und Ausstattung erfolgen. Das kann Leben retten. So lautet das Fazit einer Studie, die Chirurgen der Universitätsmedizin Rostock gemeinsam mit der Krankenkasse AOK unternommen haben. Die Untersuchung legt das erste Mal für das Gesundheitswesen in Deutschland fundierte Ergebnisse über die Qualität von Pankreas-Operationen vor. Sie stützt sich auf eine große Fallmenge; die Beobachtungen gingen außerdem ein ganzes Jahr über den Krankenhausaufenthalt der Patienten hinaus und nahmen die Sterblichkeit in den Blick.

2006 hat der Gemeinsame Bundesauschuss (G-BA) bestimmt, dass jede Klinik zehn Eingriffe am Pankreas pro Jahr vorweisen muss. Doch nur 51 Prozent aller Häuser, die Bauchspeicheldrüsen-Operationen erbringen, erfüllen diese festgelegte Mindestfallzahl heute. Damit ist die gewünschte Qualitätssicherung nicht gewährleistet.

Die Autoren der Studie werteten die Operationsverläufe von etwa 10 000 AOK-Patienten in 683 Krankenhäusern aus. Sie untersuchten die Zahl der Verstorbenen in Abhängigkeit von der Zahl der Pankreas-Eingriffe, die am jeweiligen Haus vorgenommen wurden. Ergebnis: Je höher die Fallzahl in einer Klinik lag, desto besser fielen die erzielten Ergebnisse aus, das heißt, die Sterblichkeit lag weit unter der anderer Häuser mit weniger Erfahrung. „Übung macht tatsächlich den Meister“, sagt Dr. Guido Alsfasser, Facharzt für Chirurgie an der Universitätsmedizin Rostock, der die Studie mit betreut hat. An routinierten medizinischen Einrichtungen operierten nicht nur die Ärzte gut, sondern das komplette Umfeld stimme: „Der Patient wird zum Beispiel intensivmedizinisch begleitet und es gibt ein funktionierendes Komplikationsmanagement für den Fall, dass es zu einem Problem kommt. Viele solcher Faktoren sind nicht an allen Kliniken gegeben; Zentren sind da im Vorteil.“

Patienten, so rät Alsfasser an, sollten eher ein paar Kilometer mehr auf sich nehmen, um in einem Haus behandelt zu werden, in dem Ärzte und Pflegekräfte eine Menge Erfahrung mit dem anstehenden Eingriff haben. „Niedergelassene Kollegen sollten das Ergebnis der Studie in ihre Entscheidung einbeziehen, wenn sie ihren Patienten überweisen“, findet der Mediziner.

In der Datenbank der Rostocker Uni-Chirurgie sind 449 Patienten fortlaufend registriert, bei denen die Ärzte einen Teil der Bauchspeicheldrüse entfernten. Die Sterblichkeit betrug 4,7 Prozent. In der internationalen Literatur gilt eine Sterblichkeit bis zu fünf Prozent als exzellentes Ergebnis.

Ansprechpartner: Dr. Guido Alsfasser, Facharzt für Chirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 / 494 6098