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Tapen und Gipsen: Medizinstudenten lernen innovative Techniken

30. November 2015

Katja Blohm (l.) erklärt den Studenten Martin Nüssel und Sarah Rehklau, wie die Tapes am besten platziert werden. Gipser Wolfgang Grosse wirft einen prüfenden Blick.

Der kleine Gipsraum im Perioperativen Zentrum der Universitätsmedizin Rostock ist gut gefüllt: Acht Medizinstudenten im fünften Semester scharen sich um einen Patienten, der vor wenigen Wochen an der Wirbelsäule operiert wurde. Jetzt wird er vom hauseigenen Gipser Wolfgang Grosse mit bunten Kinesio-Tapes versorgt. Die elastischen Klebebänder sollen Entzündungen vermeiden und die Muskulatur stabilisieren. Drei Studenten aus höheren Semestern erklären genau, was passiert. Die Tape-Kurse finden regelmäßig an der Unimedizin statt, mit dem Ziel, angehende Ärzte in innovativen Techniken zu schulen und das Behandlungsangebot auszubauen.

Die Seminare wurden vor fünf Jahren von Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, dem Leiter der Unfallchirurgie, ins Leben gerufen – auf Wunsch der Studenten. „Nicht alle Verletzungen und Entzündungen verheilen von selbst“, sagt der Mediziner. „Daher ist es gut, wenn wir unsere Patienten mit den Akupunkturpflastern unterstützen können.“ Der große Vorteil der Tapes: Der Patient bleibt gesellschaftsfähig und muss keine Medikamente nehmen. „Und für unsere Studenten ist es eine tolle Ergänzung zum eher theoretisch ausgerichteten Studium.“

Auch im Gipsen werden die angehenden Mediziner geschult. Dafür gibt es an der Unimedizin einen eingefleischten Spezialisten: Wolfgang Grosse, seit 44 Jahren am Haus bekannt als „Wolfgang, der Gipser“. Ihm gehen auch die bunten Tapes ganz leicht von der Hand: „Tapen ist keine Kunst, das kann jeder“, sagt er bescheiden. „Wir dürfen nur keine Angst haben, den Patienten anzufassen.“ Katja Blohm, Medizinstudentin im neunten Semester, findet: „Wolfgang ist ein Unikum.“ Als sie vor zwei Jahren bei ihm das Gipsen lernte, stand für sie fest: Das möchte sie weitergeben. Seither leitet sie – unter Grosses Aufsicht – jüngere Studenten in den Tape- und Gips-Kursen an. „Sie sind sehr interessiert und gespannt“, sagt sie. „Ein schönes familiäres Miteinander. Unsere Kurse sind immer ausgebucht.“ Die bunten Tapes setzt Blohm auch oft bei sich selbst und Familienmitgliedern ein – und bestätigt: „Sie funktionieren.“

Auch viele der Studenten, die den Kurs zum ersten Mal besuchen, kennen die Klebebänder schon: von Sportverletzungen oder Problemen mit dem Handgelenk. Student Martin Nüssel legt Kommilitonin Sarah Rehklau gerade einen Tape-Verband am Knie an. „Das ist sinnvoll bei Knieverletzungen oder um Verspannungen zu lösen“, weiß er. „Ganz ohne Spritzen oder Rumgeschnippel.“ Nüssel wollte unbedingt am Kurs teilnehmen: „Das Tapen ist eine wichtige Technik, die heutzutage immer mehr eingesetzt wird.“ Urgestein Grosse begutachtet seinen ersten praktischen Versuch. „Gut gemacht!“

Rund 3200 Patienten werden pro Jahr an der Unimedizin mit Tapes versehen. Auch das Personal selbst stellt sich ab und zu bei Wolfgang Grosse vor: OP- und Krankenschwestern, die im Beruf mitunter viel heben müssen, sind klassische Kandidaten für Rückenschmerzen.