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Mediziner warnen vor passivem Lebensstil

13. August 2014

Paul Schmidt.

Täglich 15 Minuten laufen ist ebenso gesund wie mehrere Stunden in der Woche zu joggen. Das sagt der junge Rostocker Mediziner Paul Schmidt. Er beruft sich dabei auf eine groß angelegte Studie aus Taiwan. Demnach verlängert das regelmäßige Laufen kurzer oder langer Distanzen die Lebensdauer im Durchschnitt um drei Jahre gegenüber den Nichtläufern. „Hauptsache, man macht etwas“, sagt Schmidt, der im August beim Rostock Marathon mit 2:30:33 h den Streckenrekord erreichte. Die persönliche Bestzeit des 28-jährigen gebürtigen Dresdners liegt bei 2:22 h. Er agiert übrigens ehrenamtlich als einer von mehreren Teamärzten der Deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft. Derzeit ist er in der Facharztausbildung zum Internisten/ Kardiologen. "Das ist die Grundvoraussetzung, um mich auf dem Gebiet der Sportkardiologie zu spezialisieren" ", sagt der Wahl-Rostocker.

Paul Schmidt beobachtet, dass die Gesellschaft sich immer mehr in aktive und inaktive Menschen teilt. „Eine gefährliche Entwicklung“, urteilt Professor Christoph Nienaber, der seit dem Jahr 2000 Direktor der Kardiologischen Abteilung des Zentrums für Innere Medizin der Uni Rostock ist. „Zusammen mit ungesunder Ernährung und Rauchen erhöht Inaktivität das Herzinfarktrisiko deutlich", konstatiert der Professor. Adipositas ist seiner Auffassung nach nur ein Grund. Rauchen, ungesunde Ernährung und Inaktivität wirken dann zusammen. Nur hohes Gewicht bis zu einem BMI von 30 bei sonst gesundem Lebensstil habe eher einen geringen Einfluss auf die Lebenserwartung oder Herzinfarktrisiko. 

Prof.Nienaber bezeichnet den so sportlich agierenden jungen Arzt Paul Schmidt auch deshalb als Vorbild für die Patienten, der bei so manchem ein Umdenken auslösen könnte. Schmidt wiederum hat erfahren müssen, dass die Krankenkassen gute Angebote für die Mitglieder machen, die aber viel zu wenig genutzt werden. Erst jüngst hielt er bei einer großen Krankenkasse einen Vortrag über einen aktiven Lebensstil. Die Kasse hatte 2000 schriftliche Einladungen verschickt. Gekommen waren fünf Angeschriebene, jedoch über 30 Zuhörer aus der Laufszene.

 

 

Die Kardiologen im universitären Herzzentrum der Universität Rostock beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Herz und Sport. Das war auch Thema im letzten Hanseatischen Konvent. Mit Dr. Paul Schmidt und Prof. Dr. Christoph Nienaber stehen beispielsweise zwei Protagonisten für eine aktiven Lebensstil, auch nach einem Herzinfarkt. „Es ist nie zu spät mit Sport noch anzufangen (z.B. auch nach einem Infarkt), wenn diese Aktivität von einem kompetenten Kardiologen begleitet bzw. das individuelle Risiko vorher ermittelt wird“, sagt Prof. Nienaber.

Paul Schmidt deutet auf ein grundlegendes Thema: „Es ist so schwer, inaktive Leute zu motivieren. Ein passiver Lebensstil macht abhängig“. Viele würden erst während der Reha nach einem Herzinfarkt zum Sport finden. Mediziner Paul Schmidt sagt seinen Patienten immer wieder gerne, dass der Körper für Ausdauersport gemacht sei. „Wir waren schon immer Jäger und Sammler, nicht sitzende Menschen“. Und Paul Schmidt hat gute Argumente für die Patienten, Sport zu treiben. 80 Prozent der Muskeln werden beispielsweise beim Laufen trainiert. Das Tempo ist gar nicht von großer Bedeutung. Wer mit weniger als zehn Stundenkilometern läuft, fördert sein gesundheitliches Wohlergehen ebenso wie ein schneller Jogger. „Die Messlatte für körperliche Betätigung also nicht so hoch legen“, sagt der junge Mediziner. „Hauptsache, man macht etwas“. Es müsse gar nicht erst zum Herzinfarkt, Schlaganfall oder gar frühem Tod kommen.

Das ist auch die Intention von Rostocks Uni-Rektor Prof. Wolfgang Schareck, selbst erfolgreicher Mediziner. Für ihn spielt das betriebliche Gesundheitsmanagement eine große Rolle, insbesondere vor dem Hintergrund als familienfreundliche Universität. Insbesondere Studenten will Schareck nicht „als Stubenhocker“ sehen. Deshalb unterstützte er auch jüngst einen Staffel-Firmenlauf, bei dem die Mannschaft der Universität einen zweiten Platz belegte.