Alternsforscher der Unimedizin Rostock haben DNA-Stränge unter die Lupe genommen. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Schutzkappen von Chromosomen, die sogenannten Telomere. Warum dies nur beim Menschen und einigen anderen langlebigen Spezies der Fall ist, ist nicht bekannt. Da Zellen sich bei sehr kurzen Telomeren nicht mehr teilen, besagt eine Hypothese, dass durch den dadurch verursachten Zellzyklusstopp große, langlebige Spezies vor Krebs geschützt werden.

Das Team um die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kathrin Jäger und Studienleiter Prof. Michael Walter, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, haben nun ein Gen identifiziert, welches als sogenanntes Supressor-Gen fungiert. Das bedeutet es schützt vor der Bildung von Tumoren. „Dieses Gen ist in Hautzellen ausschließlich bei kurzen Telomeren, also folglich bei gealterten Organismen und Zellen, durch Umlagerung der Chromosomenstruktur aktiv“, sagt Jäger. Diese Befunde zeigen, dass bereits lange vor dem Zellzyklusstopp eine Anpassung an den Alterungsprozess möglich ist. „Diese Entdeckung bringt die Krebsforschung an unserer Unimedizin einen großen Schritt voran und wird einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklungen neuer Therapien haben“, sagt Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Unimedizin Rostock. 

Das enorme Potenzial für die Medizin besteht darin, dass es vermutlich eine Vielzahl weiterer telomernaher Gene gibt, die solche Schutzfunktionen erfüllen. In Zusammenarbeit mit Prof. Georg Fuellen vom Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung (IBIMA) werden diese Gene nun identifiziert und näher charakterisiert. Es kommen rund 2000 Gene in Betracht, die weiter eingegrenzt werden.

Die Studienergebnisse sind im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.

Der Fachartikel: https://www.science.org/doi/full/10.1126/sciadv.abk2814