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100 Konserven Blut für eine Transplantation

18. March 2016

Im Team wird das Spenderblut aufbereitet: Inga Schönberner-Richter (l.), Edith Miebergall und Nico Greger im Labor der Transfusionsmedizin.

Unimedizin sucht dringend Spender

Das Schicksal von Sylvia Horack bewegt seit einigen Wochen viele Menschen. Die Patientin der Rostocker Universitätsmedizin war Ende 2015 an akuter Leukämie erkrankt und hatte sich mit einer großen Facebook- und Registrierungsaktion auf die Suche nach einem Lebensretter begeben. Auch ihre Bettnachbarin Anne, ebenfalls Leukämie-Patientin, hatte in Wismar zu einer Typisierungsaktion aufgerufen. Für beide Frauen wurde mittlerweile ein passender Stammzell-Spender gefunden. Damit die Transplantationen erfolgreich sind, ist neben gesunden Stammzellen vor allem eines notwendig: Blut. 

„Von der Diagnose bis zur Entlassung benötigt ein Leukämie-Patient mitunter mehr als 100 Blutkonserven“, weiß Nico Greger vom Institut für Transfusionsmedizin der Unimedizin. Nach der Diagnose haben beide Patientinnen Chemotherapien durchlaufen, bei denen die Funktion ihres Knochenmarks unterdrückt wurde. „Damit es in dieser Zeit nicht zu Blutungen oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommt, wird vorsorglich Blut zugeführt“, so der Assistenzarzt. Auch bei der Vorbereitung auf die Transplantation wird das Knochenmark beeinflusst, um Platz für die neuen Stammzellen zu schaffen. Die Folge: Die eigene Blutbildung verzögert sich. „Die Patienten bilden vor, während und bis zu mehreren Wochen nach der Transplantation kaum eigene Blutzellen nach. In dieser Zeit sind sie auf fremdes Blut angewiesen.“ Die Versorgung wird nach der erfolgreichen Transplantation häufig in der Tagesklinik für Hämatologie und Onkologie fortgesetzt.

Neben der großen Menge Blut gibt es bei Transplantationen eine weitere Schwierigkeit: „Nicht immer stimmt die Blutgruppe von Spender und Patient überein“, erklärt Greger. Etwa jeder zweite Transplantierte hätte am Ende der Behandlung neben einem neuen Immunsystem auch eine andere Blutgruppe als vorher. Die meisten merkten von dieser Umstellung nichts. „Manchmal bilden sich aber Antikörper, die Komplikationen verursachen können. Dann müssen wir erneut Blutkonserven einsetzen, um das Problem wieder in den Griff zu kriegen.“ 

Um den hohen Bedarf an Blut für ihre Patienten zu decken, ist die Universitätsmedizin dringend auf Blutspenden angewiesen. „In Rostock folgen wir leider dem deutschlandweiten Trend, dass sich immer weniger Menschen zu einer Spende entscheiden“, so Greger. „Neuspender fehlen – und bei der Blutgruppe Rhesus-negativ gibt es einen chronischen Mangel.“ Neben Vollblutspenden, die in der Regal zehn Minuten dauern, werden vor allem Thrombozytenspenden benötigt. Dabei werden dem Blut des Spenders Blutplättchen - die kleinsten Zellen des Bluts - entzogen und der Rest zurückgeführt. Der Prozess dauert etwa eine Stunde, ist für den Spender aber sehr schonend. Danach gibt es eine kleine Entschädigung. „Die Blutplättchen können wir höchstens vier Tage lagern, dann brauchen wir Nachschub“, so Greger. „Wir hoffen also, vor allem kurz vor dem bekannten sommerlichen Spendertief, auf viele tapfere Spender.“

Was Blutspender beachten sollten:
Spender müssen älter als 18 Jahren sein, mehr als 50 Kilogramm wiegen, sich körperlich gesund fühlen und nicht an chronischen oder akuten Erkrankungen leiden. Zur Spende sollte der gültige Personalausweis mitgebracht werden. Zwei Stunden vorher ausreichend essen, trinken und nicht mehr rauchen.

Blutspendedienst der Unimedizin Rostock: Waldemarstraße 21d, 18057 Rostock, Montag/Mittwoch 10 bis 18 Uhr, Dienstag/Donnerstag/Freitag 7.30 bis 15 Uhr; Tel. 0381 203 36 30