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Auf den Spuren einer neuartigen Therapie gegen Lungenentzündung

19. May 2023
Zwei Frauen stehen im Labor. Die rechte Person hält eine Petrischale in die Luft

Dr. Nadja Patenge (l.) und Doktorandin Corina Abt erproben eine Antisense-Therapie zur Behandlung von Lungenentzündungen.

Forscherteam der Unimedizin Rostock legt erste Ergebnisse vor

Auf der Suche nach einer Alternative zu herkömmlichen Antibiotika hat ein Rostocker und Greifswalder Forscherteam maßgebliche Erfolge erzielt. Wissenschaftlerin Dr. Nadja Patenge und Doktorandin Corina Abt von einer Arbeitsgruppe am Institut für Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock entwickeln Therapeutika zur Behandlung von Lungenentzündungen, die durch Pneumokokken verursacht werden. „Normalerweise wird die Krankheit mit Antibiotika behandelt, doch dadurch können sich Resistenzen bilden“, erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Nadja Patenge. Um dies zu vermeiden haben sie ihren Forschungsschwerpunkt auf die Entwicklung eines Antisense-Therapeutikums gelegt. Die Ergebnisse ihrer Grundlagenforschung wurden kürzlich im Journal Microbiology Spectrum der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie veröffentlicht. „Die Entwicklung neuartiger Therapeutika ist angesichts der überstandenen Coronapandemie wichtiger denn je“, ergänzt Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Unimedizin Rostock.

„Die Antisense-Therapie ist ein innovatives und zielgerichtetes molekularbiologisches Verfahren, bei dem der Wirkstoff durch Unterstützung spezieller Träger-Moleküle direkt vom Bakterium aufgenommen wird und dessen Gene ausschaltet“, erklärt Corina Abt, die auch Stipendiatin der Landesgraduiertenförderung Mecklenburg-Vorpommern ist. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Resistenzen sofort erkannt und der Wirkstoff dahingehend schnell angepasst werden kann. Dieses Verfahren hat das Forscherteam bereits erprobt und dabei erste positive Ergebnisse erzielt. „Für die Zukunft können wir uns vorstellen, ein Inhalat zu Behandlung von Lungenentzündungen zu entwickeln. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg“, erklärt Patenge.

Das Projekt ist aus dem Forschungsverbund KoInfekt der Landesexzellenzinitiative Mecklenburg-Vorpommern hervorgegangen, das Prof. Dr. Bernd Kreikemeyer aus der Universitätsmedizin Rostock als ein Teilprojektpartner in Zusammenarbeit mit der Universität und Universitätsmedizin Greifswald, sowie dem Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit), geleitet hat. Die geplanten experimentellen Infektionsversuche werden in Kooperation mit KoInfekt-Projektkoordinator Prof. Dr. Sven Hammerschmidt, Interfakultäres Institut für Genetik und Funktionelle Genomforschung, Abteilung Molekulare Genetik und Infektionsbiologie, an der Universität Greifswald durchgeführt.

Die Unimedizin Rostock ist Mitglied der deutschlandweiten Initiative Transparente Tierversuche und darauf bedacht, Tierversuche weitestgehend zu vermeiden und transparent darüber zu informieren. In der Erforschung eines zuverlässigen Wirkstoffs ist die Arbeit mit Tieren nach wie vor unerlässlich. Die Forscher sind trotzdem bemüht, die Anzahl der Tiere so gering wie möglich zu halten.

Zur Veröffentlichung: https://journals.asm.org/doi/10.1128/spectrum.00497-22