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Aufarbeitung der Psychiatrie in der DDR wird mit rund 242.000 Euro gefördert

12. January 2024
Die Arbeitsgruppe vom Arbeitsbereich Geschichte der Medizin steht vor einem Hörsaal-Gebäude im Bauhausstil. Im Hintergrund sind DDR-Skulpturen zu sehen

Sind an der Aufarbeitung der Psychiatrie in der DDR beteiligt: Tilman Wickert (l.), Dr. Kathleen Haack und Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier

Detailaufnahme eines aufgeschlagenen Buches

Unimedizin Rostock an deutschlandweitem Verbundprojekt beteiligt / Erkenntnisse öffentlich zugänglich

Auch mehr als 30 Jahre nach der friedlichen Revolution ist die Rolle der Psychiatrie in der DDR noch nicht abschließend aufgearbeitet worden.

Bei dem Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus“ erforschen Wissenschaftler aus ganz Deutschland die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung in der DDR. Die Unimedizin Rostock beteiligt sich zusammen mit dem Universitätsklinikum Jena und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg an der historischen Aufarbeitung. Nun wird das bestehende Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erneut bis September 2025 mit rund 242.000 Euro gefördert. Die Rostocker Wissenschaftler vom Arbeitsbereich Geschichte der Medizin der Unimedizin Rostock freuen sich über die weiterführende Unterstützung.

Der Leiter des Arbeitsbereichs, Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier, und seine Mitarbeiter Dr. Kathleen Haack und Tilman Wickert erforschen in einem Teilprojekt die Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung und Missbrauch. Sie interviewten Zeitzeugen und stellten zahlreiche Literatur und Archivalien zusammen, die über den Dokumentenserver „Rosdok“ der Universität Rostock für künftige wissenschaftliche Projekte kostenfrei abgerufen werden können. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht der bisher kaum berücksichtigte Einfluss der sozialpsychiatrischen Reformen auf die DDR-Psychiatrie. „Wenig beachtet wurde bisher auch die Rolle der Psychiater in den Untersuchungsgefängnissen der Staatssicherheit. Wer sie waren und wie sie die häufig über einen längeren Zeitraum Untergebrachten bei psychischen Krisen und Notfallsituationen behandelten. Dazu werden wir die noch vorhandenen Krankenakten in den ehemaligen Untersuchungsgefängnissen einsehen und auswerten“, erklärt Kumbier. Zeitzeugen sollen die gewonnenen Erkenntnisse ergänzen. Deshalb kooperieren die Rostocker Forscher u.a. mit den Gedenkstätten Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock.

„Unsere Forschungsergebnisse sollen für die Wissenschaft und vor allem die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, so Haack. Sie sollen in eine dauerhafte analoge und digitale Ausstellung einfließen und in Bildungseinrichtungen und bei Veranstaltungen allen Interessierten vermittelt werden.

Weitere Infos zu den Teilprojekten und Verbundpartnern sowie aktuelle Veranstaltungen unter: http://seelenarbeit-sozialismus.de/start.html