Viermal im Jahr müssen Menschen, die an einem Glaukom, also Grünem Star, leiden, zum Arzt, um ihren Augeninnendruck prüfen zu lassen. Manchmal auch öfter. Um Patienten diese Wege künftig zu ersparen, beteiligt sich die Rostocker Augenklinik an einer deutschlandweiten Studie, die nach einer kontinuierlichen Messmethode sucht.
„Internisten sind da schon einen Schritt weiter als wir Augenärzte“, sagt Prof. Dr. Anselm Jünemann, Leiter der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Rostocker Universitätsmedizin. „Für die Messung des Blutdrucks gibt es Heimgeräte. Aufschlussreich für den Arzt, bequem für den Patienten. Das wünschen wir uns auch.“ Für diesen Zweck hat die Medizintechnik-Firma IOP GmbH aus Hannover einen hauchdünnen Silikonring entwickelt, der einen Sensor enthält. Im Rahmen einer klinischen Studie wird er nun getestet.
„Der Sensor wird in einer Operation hinter der Regenbogenhaut im Auge platziert“, erklärt Jünemann. „Patienten, die am Grauem Star operiert werden und an Grünem Star leiden, können sich in diesem Zuge das Implantat einsetzen lassen.“
Das Messen des Augeninnendrucks wird dann zum Kinderspiel: Der Patient hält sich ein kleines Gerät vors Auge, das etwa so groß ist wie ein Handy. Der Sensor im Auge misst den Druck und gibt die Daten an das Lesegerät weiter. „Das dauert nur wenige Sekunden“, so der Experte. Die Messdaten kann der Patient dann entweder an eine sichere Datenbank senden, auf die nur der behandelnde Arzt zugreifen kann, oder er bringt das Gerät zum nächsten Arztbesuch mit.
„Fantastisch“, findet Jünemann. „Eine tolle Möglichkeit, mehr Informationen über den Augeninnendruck zu erhalten. Außerdem gibt es keine Zeiträume zwischen den Untersuchungsterminen, in denen der Druck nicht kontrolliert wird.“ Langfristig ließe sich dadurch die Therapie des Grünen Stars, einer Erkrankung, bei der der Sehnerv durch einen erhöhten Augeninnendruck beschädigt wird, verbessern.
Insgesamt beteiligen sich sieben Kliniken in Deutschland an der Studie. Sie läuft noch ein Jahr. „Aber keine Angst“, betont Jünemann, „danach muss der Sensor nicht erneuert oder gar entfernt werden. Er funktioniert auch weiterhin und liefert wichtige Daten für Arzt und Patient.“
Zum Ende des kommenden Jahres soll der Sensor auf den Markt kommen.