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Augensteuerung hilft ALS-Patienten bei Kommunikation

05. October 2021
ALS-Patient vor Bildschirm

ALS-Patient Ingo Furkert aus Dresden kann auch dank der Forschungsarbeit von Prof. Hermann weiterhin über die Augensteuerung mit seiner Umwelt kommunizieren.

Forscher der Unimedizin Rostock entwickeln medizinisches Hilfsmittel weiter

Rostock - Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine tückische Krankheit, die nach und nach die gesamte Muskulatur lähmt. Betroffene verlieren dadurch die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, zu sprechen oder auch Geräte zu bedienen. Ein Team der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Unimedizin Rostock um Prof. Dr. Dr. Andreas Hermann, Leiter der Sektion für Translationale Neurodegeneration „Albrecht Kossel“, hat nun Forschungsgeld in Höhe von 205.000 € vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erhalten, um die Möglichkeit der Verständigung über die Augen für ALS-Patienten zu verbessern.

„Patienten in fortgeschrittenen ALS-Stadien sind für jegliche Kommunikation auf blickgesteuerte Computer, sogenannte Augensteuerungen (AS) angewiesen, denn die Augenmotorik bleibt am längsten von den Lähmungen verschont“, erläutert Hermann. „Aber auch sie ist von Störungen betroffen, wie Forschung und die klinische Praxis zeigen.“ Wie diese Beeinträchtigung fortschreitet, ist wenig bekannt. Dazu fehlen derzeit noch belastbare Daten und es liegen kaum Forschungsergebnisse vor. Diese Lücke soll nun geschlossen werden.

Das Team von Prof. Hermann beschäftigt sich schon lange mit blickgesteuerten Kommunikationstechnologien und konnte im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte zeigen, wie wichtig diese Form der Kommunikation in fortgeschrittenen Stadien der ALS ist. „Nicht nur die Patienten, auch die Angehörigen und die Pflegenden betrachten die Augensteuerung mittlerweile als ein unverzichtbares Hilfsmittel“, so Hermann. Die Daten der sich verändernden Augenmotorik dienen sowohl der Weiterentwicklung eines innovativen medizintechnischen Hilfsmittels als auch dem behandelnden Arzt, der Hinweise zum Verlauf der Erkrankung erhält. Im Forschungsprojekt wird die Störung der Augenmotorik genau analysiert, sodass die Augensteuerung später automatisch erkennt, um welche Defizite es sich handelt und diese auch selbstständig ausgleicht. „Wir möchten ein selbstlernendes System entwickeln, das die Nutzbarkeit für die Patienten möglichst lange aufrechterhält, denn es ist ihre letzte Möglichkeit der Kommunikation“, so Hermann.

Die Unimedizin Rostock führt seit Jahren ein hoch spezialisiertes ALS-Zentrum als zentrale Anlaufstelle für die Erkrankten in der Region. Von diesem Zentrum wird derzeit ein landesweites Versorgungsnetzwerk für die ca. 200 ALS-Betroffenen in Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut. Neue diagnostische und therapeutische Verfahren können dann schnellstmöglich für die Patienten genutzt werden.