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Berufsunfähigkeit bei psychischen Erkrankungen: Rostocker entwickeln Leitfaden für Gutachter

02. September 2011

Erkrankungen der Psyche gehören derzeit zu den häufigsten Gründen für Berufsunfähigkeit und frühzeitigen Renteneintritt.

Die Rentenversicherungen stehen dabei vor dem Problem der akkuraten und transparenten Beurteilung und Begutachtung einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung und deren Folgen für die berufliche Leistungsfähigkeit. Rostocker Wissenschafter unter Leitung von Professor Dr. Dr. Wolfgang Schneider von Universitätsklinikum Rostock haben nun einen Leitfaden erarbeitet, der eine möglichst objektive Beurteilung dieser Erkrankungen ermöglicht. Dieser Leitfaden wird am 5. und 6. September 2011 im Rahmen einer Konferenz des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft in Frankfurt am Main vorgestellt.

 

„Erkrankungen der Psyche, die Schwere der Symptome sowie Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit lassen sich nur sehr schwer beurteilen“, sagt Professor Wolfgang Schneider, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Rostock. Gerade für die Beurteilung, ob ein Mensch so schwer erkrankt sei, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben könne, fehle es an verlässlichen Maßstäben.

 

Das Team um den Rostocker Wissenschaftler entwickelte im Rahmen einer von 2009 bis 2010 durchgeführten groß angelegten multizentrischen Studie, an der sechs deutsche Universitäten beteiligt waren, einen Leitfaden, der Gutachtern von Rentenversicherungen die Beurteilung der Schwere einer psychischen Erkrankung erleichtern soll. „Das Besondere an unserem Leitfaden ist, dass wir die Kriterien zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Betroffenen definieren und explizit darstellen “, so Professor Schneider. 

 

Zur Begutachtung gehören die Auswertung der Krankenakte in Bezug auf psychiatrische oder psychosomatische Befunde, die genaue Analyse der Störungen, an denen die zu Begutachtenden leiden, aber auch die Art, wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen. Außerdem ist Gegenstand der Beurteilung, welche Aktivitäten (körperlich und psychosozial) noch erbracht werden können und inwiefern sich diese Aktivitäten aus dem privaten möglicherweise auf das berufliche Leben übertragen lassen. Am Ende der Untersuchung steht die Beurteilung der beruflichen Leistungsfähigkeit inklusive einer Prognose über die weitere Entwicklung des Krankheitsbildes.

 

5. und 6. September 2011, „Begutachtung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen“, Fachkreis Versicherungsmedizin, Risiko- und Leistungsprüfung, Deutscher Verein für Versicherungswissenschaft, Steigenberger Airport Hotel Frankfurt, Unterschweinstiege 16, 60549 Frankfurt am Main