Aktuelles

Bessere Versorgung: Sozialpädiatrisches Zentrum für Rostock entsteht

05. February 2015

Neue Anlaufstelle für chronisch kranke Kinder: Der Berufungsausschuss für Ärzte in Mecklenburg-Vorpommern hat ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in Rostock genehmigt. Rund 400 junge Patienten unter 18 Jahren sollen dort künftig pro Quartal behandelt und versorgt werden. Träger ist die Universitätsmedizin Rostock. Oberärztin Gesa Vollrath aus der Neuropädiatrie der Kinder- und Jugendklinik leitet das neue Zentrum. Für sie ist die Zusage des Landes ein voller Erfolg. „Der Bedarf für eine solche Einrichtung ist über Jahre gewachsen“, sagt sie. „Nun haben wir es geschafft.“

Mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum wird künftig Familien geholfen, die Unterstützung am nötigsten haben: Eltern von Kindern, die an einer chronischen Erkrankung leiden, behindert sind oder denen eine Behinderung droht. „Diese kleinen Patienten und ihre Angehörigen benötigen weit mehr als nur einen Arzt, der Tabletten verschreibt“, so Vollrath. „Im Zentrum steht neben exzellenter medizinischer Versorgung daher auch der soziale Aspekt im Vordergrund.“ Ziel sei die Teilnahme der Familien an einem normalen Leben. „Wir koordinieren die komplexen Behandlungen, schätzen ein, ob das Kind etwa eine Reha braucht, vermitteln Psychologen, besprechen die Schullaufbahn und vieles mehr. Es gibt einen ganzen Rattenschwanz an Punkten, an die einer allein nicht denken kann.“ 

Bisher konnten solche Kinder meist nur von niedergelassenen Kinderärzten oder an Kliniken behandelt werden. „Doch dort reichen die zeitlichen Kapazitäten oft nicht aus, um die notwendige Betreuung zu gewährleisten“, sagt Vollrath. In Greifswald und Schwerin gibt es bereits Sozialpädiatrische Zentren. „Rostock als strukturstärkste Region zieht nun nach.“ 

Im Zentrum werden die Kinder über Jahre hinweg begleitet. Vollrath kommt dabei die eigene Erfahrung in der Behandlung von Kindern mit neurologischen Problemen zugute. „Über die Jahre lernt man viel dazu“, sagt sie. „Ich hatte mal eine Mutter bei mir, deren Sohn im Rollstuhl saß. Irgendwann kam der Junge in ein Alter, in dem er den Rollstuhl selbst fahren konnte und die Mama nicht mehr schieben musste. Also wurde ein anderes Modell benötigt. Dafür brauchte es aber erst mal einen extra Antrag.“ Ein unglaublicher Wirrwarr für die Eltern und Ärzte, findet die Medizinerin. Dabei seien sie durch die Krankheit des Kindes schon genug eingespannt. „Von nun an müssen die Familien nicht mehr zehn verschiedene Stationen anlaufen, um ans Ziel zu gelangen. Sie kommen einfach zu uns.“

Das Angebot des neuen Zentrums richtet sich an Kinder, die an Entwicklungsstörungen oder Erkrankungen des Nervensystems leiden. Auch Frühgeborene und junge Patienten mit angeborenen Fehlbildungen werden betreut. „Notwendig für die Behandlung sind ein Termin und eine Überweisung vom Kinderarzt“, sagt Vollrath. Umsorgt werden die kleinen Patienten von speziell ausgebildeten Kinderärzten und Pflegekräften der Unimedizin. Um die Versorgung langfristig und auf hohem Niveau zu sichern, kooperiert das Haus mit den Rostocker Vereinen „Lebenshilfe“ und „Ohne Barrieren“. Sie stellen Heil- und Sozialpädagogen, Ergotherapeuten und Logopäden. „Teamgespräche stehen ganz oben auf der Tagesordnung“, so Vollrath. „Nur im Team können wir sehen, welche Maßnahmen und Anträge notwendig sind.“

Die Vorbereitungen für die neue Einrichtung, die künftig in der Ambulanz der Kinderklinik untergebracht sein wird, laufen auf Hochtouren. Die ersten Patienten werden im März erwartet.