Die Absolventen des Studienganges Biomedizinische Technik der Universität Rostock – eine Kombination zwischen Medizintechnik und Maschinenbau - sind deutschlandweit von Wirtschaft und Wissenschaft gefragt.
In den letzten zehn Jahren absolvierten 72 junge Leute dieses Fach erfolgreich in der Hansestadt an der Warnow.
Im Jahr 2007 wurden die ersten Bachelor-Studenten immatrikuliert. Die Ausbildung erfolgt an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik, welche die technischen Grundlagenfächer anbietet, in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät. „Mit der Studienumstellung konzentrieren sich die Lehrinhalte mehr auf die Medizin“, betont Prof. Klaus-Peter Schmitz, Direktor des Instituts für Biomedizinische Technik der Uni Rostock. Er hat den Diplom-Studiengang vor etwa 20 Jahren ins Leben gerufen und vor 5 Jahren gemeinsam mit Professorin Katrin Sternberg die Inhalte für den Bachelor- und Masterabschluss ausgearbeitet. Inzwischen arbeiten die Absolventen überall dort in Deutschland, wo innovative Medizinprodukte hergestellt werden.
Obwohl es eine große Nachfrage nach Biomedizintechnikern aus Rostock gibt, „bleibt der Studiengang zunächst von der Kapazität her begrenzt“, sagt Professor Schmitz. Das liegt unter anderem daran, dass die Lehrkapazität im Medizinstudium ausgereizt ist und die Biomedizintechniker in der zweiten Hälfte ihres Studiums dort auch Vorlesungen und Seminare besuchen.
Dr. Daniel Lootz beispielsweise wurde bereits 1995 mit seinem Studium der Biomedizinischen Technik fertig. Der 40-Jährige arbeitet heute als Entwicklungsleiter bei der Warnemünder Cortronik GmbH, die seit 1998 Stents entwickelt und produziert. Über 150 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile, darunter sind über zehn Absolventen von der Uni Rostock. Dr. Lootz hat an seinem Studienort Karriere gemacht. Attraktive Angebote hatte er auch aus anderen namhaften Firmen Deutschlands. „Wir haben hier spannende Projekte. Das Arbeitsklima ist sehr gut und die unmittelbare Nähe zur Universität bietet beste Bedingungen“, sagt Dr. Lootz.
„Das Gesundheitswesen wird immer stärker durch die Biomedizinische Technik geprägt“, betont Professor Schmitz, unter dessen Leitung vor über 15 Jahren die ersten Stents in Rostock entwickelt wurden. „Immer mehr neue Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie werden durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht. Das erfordert hohes Wissen“, sagt Prof. Schmitz. In kleinen Gruppen werden die Studenten deshalb frühzeitig befähigt, Medizinprodukte zu entwickeln. Beispiele für den enormen Fortschritt der Technik in der Medizin sind die zahlreichen innovativen Implantate in der Orthopädie und Kardiologie und die verschiedenen bildgebenden Verfahren wie Röntgen- und Magnetresonanztomographie. Prof. Schmitz legt größten Wert darauf, dass seine Studenten die Wechselwirkungen der technischen Systeme wie Implantate mit Biomaterialien und ihre Wechselwirkungen wiederum auf den Organismus verinnerlichen. „Es geht um höchste Sicherheitsstandards und Effektivität bei Implantaten“. Deshalb halten auch regelmäßig Vertreter der Industrie vor künftigen Biomedizintechnikern Vorlesungen.
Der 21-jährige Student Philip Wahl ist überzeugt, dass er die richtige Wahl getroffen hat. „Biomedizin ist lebenserhaltend für die Menschen“, sagt der junge Mann. „Auch die Chance, einen Job zu finden und gut zu verdienen, ist groß.“ Doch ohne sich richtig durchzubeißen, läuft das Studium der Biomedizintechnik nicht, so die Erfahrung des jungen Mannes. Der Vorteil: Der Stoff wird in kleinen Gruppen erarbeitet. „Dies sichert eine fundierte Ingenieurausbildung in Verbindung mit einer praxisnahen Forschung und Lehre in der Nähe zur Medizinischen Fakultät“, sagt Prof. Christop Woernle, Studiendekan der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik. „Die Studenten des Bachelor-Studiengangs Biomedizinische Technik erhalten neben einer soliden ingenieurwissenschaftlichen Grundlagenausbildung Kenntnisse der Medizin“.
Der Studiendekan der Medizinischen Fakultät Rostock, Professor Thomas Mittlmeier, bedenkt zu allererst, dass die Studierenden der Biomedizinischen Technik ja einmal an den Schnittstellen zwischen Technik und Medizin tätig sind. Er legt Wert darauf, dass die Studenten nach dem Erwerb von „fundiertem ingenieurwissenschaftlichen Wissen aus erster Hand mit aktuellen und dringenden Fragen der Medizin konfrontiert werden“. So soll es gelingen, dass die Studenten die Denkart der klinischen Ärzte und deren Wortschatz einordnen können. „Deshalb vermitteln klinische Experten in Kleinveranstaltungen oder Seminaren spezielles Wissen“, sagt Prof. Mittlmeier. Seiner Auffassung nach ist das „ein schönes Modell für die unabdingbar nötige Kooperation von biomedizinisch geschultem Ingenieur und Arzt auf Grenzfeldern, die weder vom Ingenieur noch vom Arzt allein befriedigend bearbeitet werden können“. Als Beispiele nennt Prof. Mittlmeier „unterschiedliche temporäre und permanent nötige Implantate im Bereich von Auge, Gefäßen und Bewegungsapparat, aber auch spezifische Untersuchungsverfahren“. Hinzu komme, so Prof. Mittlmeier, „dass eine weitere Grundlage für die Ausbildung dieser Studenten auch auf der Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen in Kooperation mit dem Institut für Biomedizinische Technik gelegt wird“. Diese Art der Wissensvermittlung garantiert den Studierenden auch, nicht am aktuellen Bedarf vorbei ausgebildet zu werden.
Der Studiengang Biomedizinische Technik nutzt zudem die Möglichkeiten einer klassischen Volluniversität mit den zusätzlichen zwei ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten aus. Darauf aufbauend werden die speziellen Verfahren der Biomedizinischen Technik vermittelt. „Uns ist wichtig, dass die Studenten so früh wie möglich an Forschung und Lehre herangeführt werden“, betont Prof. Schmitz. „Die künftigen Ingenieure und Wissenschaftler dieses Wissensgebiets müssen in besonderem Maße die Probleme und die Sprache der Mediziner verstehen“. Deshalb werden sie befähigt, als Entwicklungsingenieur neuartige Systeme für die Diagnostik und Therapie unter besonderer Berücksichtigung der Implantate, künstlichen Organe und Biomaterialien zu entwickeln, zu erproben und in die medizinische Praxis zu überführen“. Als Beispiel nennt Professor Schmitz die weitere Forschung an der Stenttechnologie. „Der Absolvent ist dann in der Lage, seine Arbeit in einen multidisziplinären Kontext einzuordnen“. Er kann die Karriere des Managers, die Karriere des forschenden Ingenieurs und die des Unternehmers einschlagen. Die Vermittlung von "Schlüsselqualifikationen", wie Projektmanagement, Präsentations-und Kommunikationsfähigkeit, wird überwiegend integriert in fachliche Veranstaltungen und im Rahmen von Projektarbeiten sichergestellt.