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CAR-T-Zell-Behandlung an beiden Standorten des Comprehensive Cancer Center M-V:

26. October 2022

Körpereigene Zellen bekämpfen Tumore

Neue Heilungs-Chancen bei Lymphdrüsen- und Blutkrebs: Die Universitätsmedizinen Greifswald (UMG) und Rostock (UMR) dürfen Therapien mit modifizierten Blutzellen anbieten. Beide erhielten jetzt die erfor­der­liche Zulassung der Krankenkassen für diese CAR-T-Zell-Therapie. Die Kassen übernehmen bei geeig­ne­ten Patienten die Behandlungs­kosten.

Ist ein Mensch zum Beispiel mit einem Virus infiziert, wird dieses normalerweise von weißen Blutzellen bekämpft. Doch diese Lymphozyten greifen nur Fremdkörper an, so sind die programmiert. Da Tumore aus körper­eige­nen Zellen bestehen, bleiben diese oft vom eigenen Immunsystem unerkannt und können weiter wuchern. Da setzt die neue The­ra­­pie an: Die Lymphozyten werden außerhalb des Körpers umprogrammiert, sodass sie Tumorzellen als sol­che erken­nen und bekämpfen. Die beiden Unimedizinen in Greifswald und Rostock sind jetzt für dieses Ver­fahren zu­ge­lassen.

„Das Ziel dieser Therapie ist die Heilung“, betont Prof. Dr. Florian Heidel, Direktor der Greifswalder Onkologie: „Das wird nicht bei allen Patienten möglich sein, aber die Erfolgsaussichten für einige Betroffene steigen erheb­lich.“

Prof. Dr. Christian Junghanß, Direktor der Rostocker Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin und Sprecher des Comprehensive Cancer Centers MV erklärt: „Dieses zukunftsweisende Verfahren gibt auch Patienten Hoffnung, die an aggressiven Lymphdrüsenkrebs und bestimmten Formen der Leukämie leiden.“

Der Anerkennung durch die Krankenkassen ging ein aufwändiges Antrags- und Prüfverfahren voraus. Beide Universitätsmedizinen mussten nachweisen, dass sie die benötigten Voraussetzungen erfüllen sowie geeignete Patienten rechtzeitig erkennen, bei denen die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie hoch sind. Vor allem aber müssen sie die Nachsorge mit zu­nächst engma­schi­ger Überwachung sicherstellen. In dieser Zeit müssen Nebenwirkungen schnell und richtig gedeutet wer­den. Je nach Symptom sind Experten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen gefragt: neben Onkolo­gen auch Neurologen und Intensivmediziner.

„Vor allem die reibungslose und in präzisen Verfahrensvorschriften festgelegte Zusammenarbeit hoch spezia­li­­sier­ter Kollegen verschiedener Disziplinen qualifiziert die beiden Universitätsmedizinen des Landes, diese Thera­pie anzubieten“, erläutert Dr. Christiane Stehle, Ärztliche Vorständin der UMR. Das CCC M-V mit seinen beiden Standorten Greifswald und Rostock vereint als landesgefördertes Krebs-Exzellenzzentrums diese Qualifikationen.

„Universitätsmedizinen verbinden die bestmögliche Patienten­versorgung mit Forschung und medizinischem Fort­­schritt, erklärt Prof. Dr. Uwe Reuter. Der Ärztliche Vorstand der UMG unterstreicht: „Die Implementierung neu­er Therapie Verfahren ist unser Anspruch an uns selbst und zugleich unsere Daseinsberechtigung.“

Die neue Therapie ist aktuell vor allem dann bei Lymphom-Erkrankungen und beim Multiplen Myelom sinn­voll, wenn andere Heilungsversuche wie die Chemotherapie oder zielgerichtete Systemtherapien kei­n dauer­haftes Ansprechen gewährleisten können. Bei anderen Erkrankungen, wie der akuten myeloischen Leukämie wird hingegen weiterhin die Übertragung von Blutstammzellen eines Spenders ein wichtiger Schritt zur Festi­gung des Therapieerfolges bleiben.

Für die CAR-T-Zell-Therapie wird den Betroffenen Blut entnommen. Aus diesem wird der Teil der weißen Blut­zellen herausge­fil­tert, der für die Bekämpfung der Tumorzellen geeignet sind. Diese T-Zellen werden in exter­nen Labors umprogrammiert. Sie bilden dadurch Rezeptoren, die Oberflächen der Tumorzellen erken­nen. Das macht ihnen deren Bekämpfung deutlich besser möglich. Die modifizierten Zellen werden zunächst vermehrt und anschließend dem Patienten per Infusion verabreicht.

Der Einsatz modifizierter T-Zellen (CAR-T-Cells) ist für die Behandlung einzelner Formen von Leukämie, Lymph­­drüsen­krebs und Multiplem Myelom zugelassen.