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Dank neuem OP-Verfahren: Mehr Luft zum Atmen

10. July 2019

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Jungraithmayr entfernt die kranken Lungenbereiche thorakoskopisch.

Thoraxchirurgen und Pneumologen geben Lungenpatienten mehr Lebensqualität

Rostock/Hansaviertel – Die Luft bleibt schon bei der kleinsten Anstrengung weg und ans Treppensteigen ist gar nicht mehr zu denken? Dann kann die Ursache dafür ein Lungenemphysem sein. Bei dieser fortschreitenden Erkrankung erweitern sich die Lungenbläschen. Der eingeatmete Sauerstoff kann durch den dauerhaft geblähten Zustand nicht mehr richtig in das Blut übergehen: Die Folge ist akute Atemnot, die beim Voranschreiten der Krankheit immer schlimmer und sogar lebensbedrohlich wird. Noch bis vor Kurzem war diese schwerwiegende Erkrankung nicht behandelbar. Ein neues und in Norddeutschland anderenorts nur selten durchgeführtes OP-Verfahren kann Lungenpatienten an der Unimedizin Rostock nun mehr Lebensqualität schenken. „Wir können die Beschwerden mit einem minimalinvasiven Eingriff deutlich lindern und dabei die Atmung des Patienten verbessern“, betont Prof. Dr. Dr. Wolfgang Jungraithmayr, Direktor der Abteilung für Thoraxchirurgie. Eine Heilung der Erkrankung sei jedoch nicht möglich. Ursachen für ein Lungenemphysem können Rauchen oder angeborene Gendefekte sein.

Während eines thorakoskopischen Eingriffs - also per sogenannter Schlüssellochchirurgie - werden dem Patienten die kranken Bereiche der Lunge entfernt. „Der verbliebene Teil kann sich anschließend weiter ausbreiten und die Elastizität der Lunge verbessern“, so Jungraithmayr. Seit Januar verstärkt er das Team der Rostocker Unimedizin als Direktor der neu eingerichteten Abteilung für Thoraxchirurgie und arbeitet dabei eng mit der pneumologischen Abteilung zusammen. Er bringt jahrelange Erfahrung in der Behandlung des Lungenemphysems mit. Das Verfahren hat Jungraithmayr in Zürich zehn Jahre lang mit einer klinischen Studie begleitet. Die minimalinvasive Operation dauere in einer Vielzahl der Fälle nur eine Dreiviertelstunde und sei für die Patienten weniger belastend als ein üblicher chirurgischer Eingriff, so der Spezialist. Ein Teil der Patienten kann schon kurz nach der OP viel freier atmen und später auch wieder körperlich anstrengendere Tätigkeiten ausführen, in der Regel aber verspürt der Patient eine Besserung der Atemleistung nach 2 bis 3 Monaten. „Für die Patienten bedeutet der Eingriff eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität“, resümiert Prof. Dr. Johann Christian Virchow, Leiter der Abteilung für Pneumologie. Der Effekt hält vier bis fünf Jahre, da sich die Krankheit nur bedingt aufhalten lässt. Je nach Zustand der Lunge kann der Eingriff dann wiederholt werden. „Die Operation lohnt sich, insbesondere den Patienten, die auf eine Lungentransplantation warten, können wir damit Zeit verschaffen“, erklärt Jungraithmayr.

Der Thoraxchirurg und Prof. Virchow planen den Aufbau eines gemeinsamen Zentrums, in dem außer Ihnen weitere Ärzte verschiedener Bereiche eng zusammenarbeiten, um künftig mehr Patienten mit der schwerwiegenden Lungenerkrankung zu behandeln. Darüber hinaus werden in der neu eingerichteten Thoraxchirurgie Tumorerkrankungen behandelt und kosmetisch-funktionelle Eingriffe etwa bei Brustkorbdeformierungen oder übermäßigem Schwitzen unternommen. Die Unimedizin Rostock gehört deutschlandweit zu einem von fünf Universitätsklinika, die eine eigenständige Abteilung und Lehrstuhl für Thoraxchirurgie eingerichtet haben.