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Der optimalen Beschichtung für Cochlea-Implantate auf der Spur

31. January 2022
Dana Rohr hält Hörknochen in den Händen

Dana Dohr arbeitet innerhalb ihres Promotionsvorhabens an der Optimierung der Cochlea-Implantate mit. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Eine Elektrode

Variante einer Cochlea-Implantat Elektrode, die während des Einsetzens eines Cochlea-Implantates in die Gehörschnecke (Cochlea) inseriert wird. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Erforschung implantierbarer Hörsysteme in der HNO-Klinik

Hören bedeutet viel mehr als nur Geräusche, Klänge und Töne wahrzunehmen. Hören ermöglicht es, die Umwelt vollständiger zu erfassen, sich zu orientieren, sich zu verständigen. Schwerhörigkeit oder plötzlicher Hörverlust schränken hingegen die Kommunikation und die soziale Interaktion mit anderen Individuen ein und beeinträchtigen die Lebensqualität stark. Hörgeräte und Implantate können einen erheblichen Beitrag leisten, diesen nicht vorhandenen oder verloren gegangenen Sinn wiederzubringen. Für Menschen mit starker bis hochgradiger Hörminderung kommt insbesondere der Einsatz eines Cochlea-Implantats in Frage. An der Optimierung der Funktionalität dieser Implantatform forscht Dana Dohr, die an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie „Otto Körner“ der Universität Rostock als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist und auf dem Gebiet der Biotechnologie promoviert.

Hörgeräte oder implantierbare Hörsysteme können von Hörbeeinträchtigungen betroffenen Menschen helfen, sofern im Innenohr noch funktionsfähige Hör-Sinneszellen, die sogenannten „Haarzellen“ vorhanden sind, die den Schall richtig verarbeiten und weiterleiten können. Sind diese jedoch geschädigt, kann auf ein Cochlea-Implantat zurückgegriffen werden. Ein solches Implantat umgeht die Sinneszellen – es wandelt Sprache und Geräusche in kodierte elektrische Pulse um. Diese wiederum stimulieren den Hörnerv, und das Gehirn interpretiert diesen Vorgang als akustisches Ereignis.

Cochlea-Implantate stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses von Dana Dohr. In Eckernförde geboren absolvierte sie nach ihrer Schulzeit zunächst eine Ausbildung zur Laborantin. Im Anschluss kam Dana Dohr 2014 für ein Bachelor- und Master-Studium in medizinscher Biotechnologie an die Universität Rostock. Nach dem Studienabschluss begann sie im Oktober 2019 ihre Tätigkeit an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie „Otto Körner“. Ihre Arbeit ist Teil des Verbundvorhabens RESPONSE, in dessen Zentrum die Entwicklung von Implantaten steht. Der Fokus liegt hier auf der Entwicklung spezifischer Oberflächenmodifikationen der Implantate, die die implantatbedingte Fremdkörperreaktion minimieren und die Einheilung der Implantate sowie die damit einhergehende Geweberegeneration fördern. Dadurch werden nachteilige zelluläre Reaktionen verhindert, die zu einem frühzeitigen Implantatversagen führen können.

Dana Dohr arbeitet innerhalb ihres Promotionsvorhabens an der Optimierung der Cochlea-Implantate mit, konkret an der Entwicklung und Testung einer Beschichtung der Implantat-Elektrode. Während das Mikrofon, die Sendespule und der Sprachprozessor des Implantats ähnlich wie ein Hörgerät am Ohr getragen werden, muss das Implantat mit der Elektrode operativ in das Innenohr eingesetzt werden. Hierbei kann einen so genannten Insertionstrauma auftreten, wodurch das Gewebe gereizt wird und Nervenzellen dauerhaft beschädigt werden können. Das wiederum kann zur Folge haben, dass die durch das Einsetzen des Implantats gewünschte Hörleistung nicht erreicht werden kann, im schlimmsten Fall das Implantat sogar wieder entfernt werden muss. Abhilfe können innovative Polymerbeschichtungen schaffen, die auf den Elektroden aufgebracht werden. „Anhand eines standardisierten Insertionsmodells, das wir entworfen haben, kann ich Drücke und Kräfte bestimmen, die beim Einsetzen des Implantates wirken. Mittels dieser Messergebnisse können Rückschlüsse auf die aufzubringende Polymerschicht gemacht werden, die an der Implantat-Gewebe-Grenzfläche zur Verringerung bisheriger bleibender Beschädigungen führen soll“, fasst Dana Dohr ihre Forschungsarbeit zusammen. In Kürze werde es möglich sein, diese Tests an humanen Präparaten durchzuführen. Bis Ende 2022 möchte Dana Dohr ihre Dissertation zum Abschluss bringen.