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Der Weg ins Blut: Wissenschaftler erforschen Erreger von Blutkrankheit

28. August 2020
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Dr. Sonja Oehmcke-Hecht und ihre Doktorandin Juliane Köhler haben gemeinsam an dem Projekt gearbeitet. (Quelle: UMR)

Mit Streptococcus pyogenes hatte es wohl jeder schon einmal zu tun: Das Bakterium verursacht Angina und Scharlach, kann aber auch schwere Erkrankungen wie eine Blutvergiftung – Sepsis – auslösen. Doch wie gelangen die Erreger in unser Blut? Das hat jetzt ein Forschungsteam des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock überprüft. Die Wissenschaftler fanden heraus, wie sich die Bakterien gezielt an einen körpereigenen Stoff der Betroffenen heften und darüber ausbreiten.

„Wir wussten, dass sich die Bakterien in unserem Körper mit einem vorhandenen Eiweiß verbinden – dem Kininogen“, erklärt Dr. Sonja Oehmcke-Hecht, die die Untersuchung geleitet hat. „Es ist an der Blutgerinnung und an Entzündungsprozessen beteiligt. Streptococcus pyogenes setzt bei dem Eiweiß einen Stoff frei, der die Gefäßdurchlässigkeit erhöht. Dadurch werden die Blutgefäße des Patienten weitgestellt und es strömt vermehrt Flüssigkeit aus." Die Forscherin und ihr Team konnten jetzt zeigen, dass sich die Bakterien so ungehindert im Blut verbreiten.

„Die Vermutung liegt nahe, dass ein niedriger Kininogenspiegel im Blut ein Vorteil für den Patienten ist“, so Oehmcke-Hecht. „Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall.“ Die Forscher beobachteten, dass ein niedriger Wert des Eiweißes zu Blutgerinnseln führte, die sich in den Organen ablagern und dort Schäden verursachen können. „Damit steigt bei Sepsis-Patienten die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf und das Risiko, an der Infektion zu versterben.“ Somit liefere die Untersuchung wichtige Erkenntnisse, die bei der Erforschung neuer Therapien helfen können.

Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der EU und der Firma IONIS gefördert. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Zeitschrift EBioMedicine veröffentlicht.