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Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie tagt in Rostock: 200 Ärzte erwartet

10. September 2009

Die Folgen von Tattoos und Piercings für die Chirurgie sind ein zentrales Thema auf der 47. Jahrestagung vom 10. bis 12. September 2009 in der Yachthafen Residenz Hohe Düne in Rostock-Warnemünde.

„Uns interessieren die soziokulturellen Beweggründe des invasiven Körperkults. Denn besonders Komplikationen aufgrund von Piercings müssen meist operativ behandelt werden“, sagt Professor Dr. Ernst Klar, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.. Die Festrede zur Eröffnung hält Nikolaus Voss, Staatssekretär im Ministerin für Soziales und Gesundheit von Mecklenburg-Vorpommern. Professor Dr. Hans-Ulrich Steinau aus Bochum erhält die Karl-Schuchardt-Medaille der Gesellschaft. Mit der Heinrich-Bürkle-de-la-Camp-Medaille wird Dr. J. Brenner, Direktor des Surgical Institutes in Hamburg geehrt.

 

„41 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer zwischen 14 und 24 Jahren besitzen ein Tattoo oder Piercing“, sagt Professor Dr. Ernst Klar, „besonders gefährlich ist Piercing im Zungenbereich. Hier kommt es in jedem vierten Fall zu bedrohlichen Entzündungen oder Einblutungen bis hin zu Erstickungsanfällen“. Professor Klar ist Direktor der Abteilung für Allgemeine, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Rostock. „Bei Piercing im Gesicht sind ab der Unterlippe aufwärts sogar Todesfälle zu beklagen aufgrund von zum Gehirn aufsteigender Infektionen“, sagt der Fachmann. Deshalb interessieren die Ärzte auf dem 47. Jahrestag in Rostock besonders die Beweggründe dieses zunehmend invasiven Körperkults. Einen Schwerpunkt wird auch die Schwierigkeit in der Entfernung von Tattoos darstellen. Zu dieser besonderen Sitzung wurden auch Schulklassen eingeladen, um besonders die Gefahren deutlich zu machen (www.dgpw2009.de).

 

Ein weiteres Thema ist die sogenannte Defektdeckung. Bei schweren Unfällen oder bei ausgedehnten Tumoroperationen kann viel Gewebe verloren gehen. „Diesen Gewebedefekt gilt es mit körpereigenem neuen Gewebe zu ersetzen“, so Professor Klar. Nur wenn diese Techniken beherrscht werden, können große Tumoren beispielsweise im Mastdarm- und Schließmuskelbereich ausgedehnt operiert und mit gutem Ergebnis geheilt werden. Besonders interessant sei der Kongress, weil sich alle Spezialdisziplinen treffen, um ähnliche Probleme von der Schädeldecke bis zur Fußsohle einer Lösung näher zu bringen.

 

Die Deutschen werden zu dick. Bereits zwei Prozent der Deutschen leiden unter krankhafter Fettleibigkeit mit steigender Tendenz. Diese Adipositas muss unbedingt behandelt werden, da die Lebenserwartung sonst um 20 Jahre verkürzt wird. Auf dem Kongress werden unterschiedliche Arten der Speise-Umleitung und Magen-Verkleinerung diskutiert, so wie sie auch in Rostock durchgeführt werden. Zudem werden die chirurgischen Techniken dargestellt zur Entfernung schlaffen Gewebes nach massiver Gewichtsabnahme. 

 

Auf der Eröffnungsveranstaltung der 47. Jahrestagung der Gesellschaft am 10. September 2009 spricht Staatssekretär Nikolaus Voss. Thema seiner Festrede ist „Mecklenburg-Vorpommern auf dem Weg zum Gesundheitsland Nr.1“. Professor Hans-Ulrich Steinau aus Bochum erhält die Karl-Schuchardt-Medaille der Gesellschaft, die einmal jährlich an Mitglieder der Gesellschaft verliehen wird, die sich im besonderen Maße für die chirurgische Qualitätssicherung und ihre wissenschaftliche Bewertung engagiert haben. Mit der Bürkle-de-la-Camp-Medaille wird Dr. J. Brenner aus Hamburg geehrt. Die Medaille erinnert an den 1974 verstorbenen Mediziner und Militärarzt Heinrich Bürkle. Sie wird Mitgliedern verliehen, die sich besonders auf dem Gebiet der Entwicklung der Medizintechnik engagiert haben.