Biofeedback (englisch für Bio-Rückmeldung) ist eine Methode, bei der körperliche Signale, die man messen kann, über einen Computer bildlich dargestellt werden. Für den Probanden werden seine Körpersignale optisch erlebbar gemacht. Messen kann man zum Beispiel die Hautleitfähigkeit, Temperatur und Muskelspannung. Ein Tor, das auf- oder zugeht, eine sich öffnende oder schließende Blume – die Möglichkeiten der Darstellung sind groß. Ein Anwendungsgebiet für das Verfahren ist migräneartiger Kopfschmerz. Dabei weitet sich die Schläfenarterie. Doch der Patient hat die Möglichkeit, seine höllischen Kopfschmerzen ein wenig zu lindern. Das Ziel: Er soll seine Arterie engstellen. Selbst.
Die Visualisierung ist dabei ein guter Weg. Und wird auch angenommen. „Denn der Anblick einer pochenden Ader kann unter Umständen Angst auslösen“, sagt Dr. Karsten Hake, leitender Oberarzt an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin der Universitätsmedizin Rostock. Es sei also besser, neutrale oder positive Bilder zu verwenden. Der Patient stellt sich also etwa vor, dass die Pforte, die er offen wie ein Scheunentor vor sich sieht, allmählich zugeht. Es funktioniert. „Wir haben Muskeln in den Arterien, die sich prinzipiell auch wissentlich steuern lassen“, so Hake. Das Ganze sei ein Lernprozess. „Kleine Kinder lernen erst mit der Zeit, ihren Harn und Stuhl zu kontrollieren.“ Diese Kontrolle laufe auch nicht als bewusster Lernprozess ab, so der Psychotherapeut.
Auch ein Puzzle kann zur Veranschaulichung dienen. Das Puzzle fügt sich zusammen – sofern der angeschlossene Patient entspannt. „Bei Patienten, die Ängste durchleben und sich in einer angespannten Situation befinden, ist zum Beispiel häufig die Nackenmuskulatur verhärtet“, sagt der Mediziner. Da könne Biofeedback helfen. Die Rückmeldung funktioniere auch akustisch. „Schöner Vogelgesang kann aussetzen, sobald man zu sehr anspannt.“
Natürlich setzt das Verfahren die Bereitschaft voraus, sich darauf einzulassen. Das sei aber in der Regel keine Hürde. „Da alles über einen Rechner läuft, werden auch Menschen mit einem eher technischen Verständnis von Körpervorgängen angesprochen.“ Alternativen wie Progressive Muskelentspannung in einem Gruppenraum mit anderen zusammen, während man auf Matten liegt – das sei manchem unangenehm.
Biofeedback kann in der Angstbehandlung angewendet werden. „Wir desensibilisieren den Patienten mit Angst vor Spinnen, indem wir ihm Reize zeigen, die bei ihm Angst auslösen. Er lernt, dass das Gerät seine Angst messen kann und wird über diese Hilfe wieder Herr über seine Empfindungen.“ Die Probanden werden ans Gerät mit Sensoren und PC angeschlossen. Ein Sensor um die Brust erfasst anhand der Dehnung die Tiefe der Atmung, ein Pulssensor misst Herzschlag und Blutdruck.
Zwei speziell weitergebildete Krankenschwestern nehmen die Behandlung vor. Zweimal die Woche sollten die Patienten trainieren. „Der Effekt soll sich verselbstständigen. Die Patienten sollen es am Ende ohne das Gerät schaffen, ihre Körpervorgänge zu kontrollieren“, sagt Hake.
Erfolge zeigten sich oft schon nach nur einer Sitzung. „Da erkennt der Patient schon, dass er Einfluss auf seinen Körper hat.“ Er bekomme eine Ahnung von der Schnittmenge von Psyche und Körper. „Dadurch, dass man denkt, passiert parallel etwas im Körper. Es geschieht zusammen. Nach fünf, sechs Sitzungen haben die meisten Betroffenen den Dreh raus und können sich tatsächlich selbst helfen“, berichtet der Spezialist.
Biofeedback diene als Ergänzung zur normalen Psychotherapie. „Die zentralen Ursachen der Erkrankung - die Beschwerden sind oft durch teilweise unbewusste Konflikte oder Stress ausgelöst - müssen wir parallel dazu ebenfalls behandeln.“
Ansprechpartner: Dr. Karsten Hake, Ambulanz der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 / 494 9661