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Ein Herz für die Anatomie

11. October 2021
Prof. Horst Claassen demonstriert am Modell, an welcher Stelle im Herzen der Vorhof durch eine Membran geteilt war.

Prof. Horst Claassen demonstriert am Modell, an welcher Stelle im Herzen der Vorhof durch eine Membran geteilt war.

Körperspenderin ermöglicht Entdeckung seltener Herzanomalie

Im Anatomischen Institut der Unimedizin Rostock ermöglichen Körperspender Einblicke und Untersuchungen, die zu wichtigen anatomischen Erkenntnissen führen. Ein Team um Prof. Dr. Dr. Horst Claassen konnte bei einer 60-jährigen Frau eine sehr seltene Herzanomalie erkennen und beschreiben. In ihrem Herzen wurde ein Vorhof durch eine Membran so geteilt, dass insgesamt drei statt zwei Vorhöfe sichtbar waren. Für die Beschreibung dieser Entdeckung wurden die Forscher mit dem Paper of the Year der Anatomischen Gesellschaft in Innsbruck ausgezeichnet.

Dieser angeborene Herzfehler ist so selten, dass er in den klassischen Lehrbüchern der Inneren Medizin und der Embryologie bisher nicht erwähnt wird. In diesem Fall wurde der linke Vorhof durch eine Membran von 2,5 cm in zwei Räume unterteilt. Da es noch eine 4 cm große Öffnung zwischen der Ober- und Unterkammer gab, war der Blutfluss ungestört. Ist diese Verbindung zu eng, sterben Kinder schon bei der Geburt oder in jungen Jahren.

Zusätzlich fanden die Forscher auch im rechten Vorhof Auffälligkeiten. Eine dort befindliche weitere Membran identifizierten sie als übermäßig stark entwickelte Eustachische Klappe. Sie ist ein Überbleibsel aus einer Zeitspanne von der 9. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt. Der Boden der Fossa ovalis, einer Vertiefung im Vorhof, war zudem tiefer als normal und wölbte sich in Richtung des linken Vorhofs.

Beide Strukturveränderungen weisen darauf hin, dass sich dieser Herzfehler bereits in der embryonalen Herzentwicklung in den ersten acht Schwangerschaftswochen manifestiert.