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Eltern und Ärzte bewahren Säugling vor plötzlichem Kindstod

30. September 2019
Zu Hause
Kinderintensiv

Ulrike Langpohl wacht am Bett ihrer Tochter Larissa auf der Kinderintensivstation.

Kompetenz und kurze Wege dank interdisziplinärer Kinderintensivstation

Rostock/Hansaviertel – Ulrike Langpohl (40) und Christian Drockner (42) können es noch nicht begreifen: Nur durch einen Zufall haben sie zusammen mit Notfallmedizinern der Unimedizin Rostock ihre Tochter vor dem plötzlichen Kindstod bewahren können.

Im Sommer dieses Jahres: Die Eltern der drei Wochen alten Larissa Charlotte sitzen auf dem Sofa und trinken Kaffee. Der Stubenwagen steht gleich daneben, Larissa schläft tief und fest. Als Ulrike Langpohl in gewohnter Weise einen Blick auf ihre schlafende Tochter wirft, bleibt ihr fast das Herz stehen: Larissa atmet nicht. Ihre Haut hat sich gräulich verfärbt, der Mund ist voller Schleim. „Ihr ganzer Körper krampfte“, erinnert sich der sofort herbei geeilte Christian Drockner. Geistesgegenwärtig versucht er seine Tochter durch anpusten und streicheln aufzuwecken. Er nimmt sie aus dem Stubenwagen, entfernt ihr die Flüssigkeit aus dem Mund und versucht sie zum Atmen zu bewegen, während seine Frau den Notruf wählt.

Es ist der Moment, den viele Eltern fürchten. Der Moment, wenn das eigene Kind droht zu sterben. Auch in Zeiten modernster medizinischer Versorgung gehört der plötzliche Kindstod bei Säuglingen zur häufigsten Todesursache – zumeist im Alter zwischen zwei und vier Monaten. Für die kleine Larissa hat das Ganze ein gutes Ende genommen. „Ihr Vater hat genau richtig gehandelt, ihr die Atemwege freigemacht und sie stimuliert“, erklärt Benedikt Neukirch. Der Stationsarzt der Intensiv- und Intermediate Care Station an der Unimedizin Rostock ist an diesem Tag als Notarzt im Einsatz und ist in nur wenigen Minuten zur Stelle. Ein Umstand, der dazu beiträgt, dass die kleine Larissa sofort in den bestmöglichen Händen ist. Er bringt die entscheidende Erfahrung im Umgang mit gefährdeten Säuglingen mit, ist eng mit den Kollegen, einem interdisziplinären Team aus Anästhesisten und Kinderärzten, verzahnt. Dadurch konnte der Säugling sofort auf die Kinderintensivstation aufgenommen werden. „Wir sind sehr froh, dass uns gerade ein Arzt zu Hilfe kam, der Erfahrung mit kleinen Kindern hat“, blickt Mama Ulrike erleichtert zurück. Auch der Zeitpunkt war Glück im Unglück: Für die Familie wäre es wahrscheinlich nicht gut ausgegangen, wenn die Tochter in der Nacht aufgehört hätte zu atmen.

Von dem damaligen Schrecken ist heute zum Glück nichts mehr übrig. Larissa hat sich vollständig erholt und ist zu einem properen Baby herangewachsen. Nachdem sie mehrere Tage zur Überwachung auf der Kinderintensivstation verbracht hatte, konnten die Spezialisten Entwarnung geben. Alle möglichen Erkrankungen konnten sie ausschließen. „Larissa hat sich in dem fünftägigen Aufenthalt auf unserer Station prächtig entwickelt“, so Neukirch. Auch zu Hause hat die Kleine keine weiteren Atemaussetzer gehabt.

Die Angst sitzt bei den Eltern noch heute tief: Den Stubenwagen haben sie sofort verkauft, Larissa schläft seitdem im erhöhten Laufgitter und wird rund um die Uhr überwacht. „Wenn sie schläft, schauen wir viel öfter nach ihr“, so Vater Christian. Auch sonst halten sie sich genau an die Empfehlungen der Ärzte, was Larissas Schlaf angeht: Rückenlage, im Schlafsack schlafen und das Zimmer gut lüften. Die Eltern finden nur langsam zurück in die Normalität. Wirklich aufatmen können sie aber wohl erst, wenn Larissa ihren ersten Geburtstag feiert. Die Gefahr, so etwas nochmals zu erleben, ist dann endgültig gebannt.

Seit Februar betreiben die Kinder- und Jugendklinik zusammen mit der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie gemeinschaftlich die Intensiv- und Intermediate Care Station für Kinder. In diesem besonderen Projekt werden die intensivmedizinischen Kompetenzen aus beiden Fachrichtungen für die optimale Versorgung kritisch kranker Patienten zusammengeführt.