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Erste Hilfe in Corona-Zeiten

06. September 2021
Dr. Gernot Rücker zeigt Herzdruckmassage

Notfallmediziner der Unimedizin gibt Tipps für den Ernstfall

Ob Autounfall, Herzinfarkt oder Erstickungsanfall – wer Zeuge eines medizinischen Notfalls wird, hat die gesetzliche Pflicht zur Ersten Hilfe. Für die meisten ist es eine Selbstverständlichkeit, im Notfall zu helfen, doch durch die Corona-Pandemie sind viele Menschen verunsichert. Dr. Gernot Rücker ist Notfallmediziner an der Unimedizin Rostock, Leiter Rostocker Simulationsanlage und Notfallausbildungszentrum (RoSaNa) und häufig als Notarzt im Einsatz. Er weist darauf hin, dass die Erste Hilfe-Regeln etwas angepasst wurden.

„In einem akuten Notfall ist es selten möglich, einen Sicherheitsabstand von 1,5 m zum Verletzten oder Erkrankten einzuhalten. Deshalb wird nun empfohlen, als Ersthelfer eine Maske zu tragen, die Atmung durch die Beobachtung des Brustkorbs zu überprüfen, die Mund-zu-Mund-Beatmung nachrangig zu betrachten und bei der Herzdruckmassage ein Tuch über Mund und Nase der hilfebedürftigen Person zu legen“, erläutert Dr. Gernot Rücker. Das sei bei Angehörigen des eigenen Haushaltes allerdings nicht nötig. Auch beim Stillen von Blutungen und bei der Umlagerung in die stabile Seitenlage sollten Helfer Mundschutz und Handschuhe tragen.

Von allen Erste Hilfe-Maßnahmen gehören die Absicherung der Notfallstelle und das Absetzen eines Notrufs zu den wichtigsten. „Niemand sollte sich selbst gefährden, wenn er anderen hilft“, betont er. Aus seiner jahrelangen Erfahrung weiß der Mediziner, wie wichtig Verletzten der persönliche Beistand in solchen Extremsituationen ist. „Reden Sie mit den betroffenen Personen, beruhigen Sie sie und lassen Sie sie vor allem nicht alleine, bis professionelle Hilfe kommt“, so seine dringende Bitte.

Um für den Fall erreichbar zu sein, dass bei der hilfsbedürftigen Person nachträglich eine Infektion festgestellt wird, sollten Ersthelfer den Einsatzkräften ihre Kontaktdaten geben. Wer selbst Risikopatient ist und Zeuge eines Notfalls wird, sollte in jedem Fall Hilfe organisieren und dann abwägen, ob die Rücksicht auf die eigene Sicherheit Erste Hilfe-Maßnahmen an Fremden zulässt.

Ein lebensrettender Hinweis ist dem Notfallmediziner besonders wichtig: „Bei bewusstlosen Personen muss sofort die Atemfunktion überprüft werden. Fehlt diese, ist es überlebenswichtig, sofort mit einer Herzdruckmassage zu beginnen, denn bei fehlender Atmung wird auch das Herz aufhören zu schlagen. Dieser Mensch stirbt, wenn niemand aktiv wird. Dann kann auch der Rettungsdienst die verlorene Zeit nicht mehr aufholen.“

Es gibt zahlreiche bekannte Songs, deren Beat für den richtigen Rhythmus bei einer Herzdruckmassage geeignet ist: vom Titelsong der Biene Maja über „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees oder „Atemlos“ von Helene Fischer bis zum Radetzkymarsch. Ein Ohrwurm, Muskelkraft und Ausdauer können einem Leben den neuen Takt geben.

Dr. Gernot Rücker schult auch Mitarbeiter der Unimedizin in Wiederbelebungskursen. Demnächst steht ihm dafür die Simulationsarena im neu erbauten Biomedicum zur Verfügung, in der Notfallsituationen realistisch nachgestellt werden.