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Experten diskutierten Sprachstörungen bei Kindern: Mediziner: Viele Kinder brauchen Behandlung/Geschulte Frühpädagogen gefordert

12. March 2010

Vom 11. bis zum 13. März 2010 fand am Universitätsklinikum Rostock die „6. Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen (ISES 6)“ statt.

Zu dieser angesehenen Veranstaltung für Mediziner kamen mehr als 100 Spezialisten für Sprache aus ganz Deutschland an die Ostsee. Veranstalter der Tagung waren die Abteilung Phoniatrie-Pädaudiologie des Universitätsklinikums Rostock und das Logopädische Institut für Forschung an der EWS Rostock.

 

„Die ISES ist ein Forum zum Gedankenaustausch für Vertreter aller Fachdisziplinen, die sich in Forschung und Praxis mit Fragen der Sprachentwicklung und mit kindlichen Sprachentwicklungsstörungen beschäftigen“, sagte Dr. Gabriele Witt, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie „Otto Körner“ am Uniklinikum Rostock.

 

Im Rahmen der Tagung wurden die neuesten Forschungsergebnisse der Linguisten, Sprachwissenschaftler, Entwicklungspsychologen, Logopäden und Fachärzte für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen dargestellt, so Dr. Witt weiter. Es gehe darum, die präventiven Möglichkeiten, die Diagnostik und die Behandlung der sehr verbreiteten kindlichen Sprachentwicklungsstörung aus der Sicht der verschiedenen Fachgebiete zu diskutieren. 

 

„Diese Fragen sind auch sozial- und bildungspolitisch von großem Interesse“, sagte Frau Dr. Witt. Derzeit werde an der Erfassung sprachentwicklungsgestörter Kinder durch Screening-Untersuchungen im Kleinkind- und Vorschulalter gearbeitet, um einen sprachlichen Förderbedarf der Kinder so früh wie möglich zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Viele Kinder benötigen eine gezielte logopädische Behandlung oder sprachheilpädagogische Förderung. „Für die meisten Kinder wäre aber eine alltägliche Sprachförderung in Kindertagesstätten optimal“, so Dr. Witt. „Dies setzt allerdings eine fachkundige Weiterbildung der Frühpädagogen voraus.“ Eine besondere Herausforderung stelle in diesem Zusammenhang die Diagnostik und Förderung von Sprachstörungen bei Kindern mit Migrationshintergrund dar, die häufig Deutsch erst als Zweitsprache erlernen.

 

Im Rahmen dieser Tagung in Rostock erfolgte die Gründung der „Interdisziplinären Fachgesellschaft für das sprachgestörte Kind“, die im Kontakt mit den Vertretern der Bildungs- und Sozialpolitik eine rasche praktische Umsetzung der Forschungsergebnisse zum Ziel hat.