Neue Ansätze in der Behandlung von Blutkrebserkrankungen im Kindesalter stehen im Fokus eines Symposiums, zu dem die Rostocker Universitätsmedizin Ende Juni in die Hansestadt lädt. Auf der Jahrestagung der Arbeitsgruppe Berlin-Frankfurt-Münster (BFM) kommen internationale Experten zusammen, um sich auszutauschen.
„Leukämie gilt als die häufigste Krebsform im Kindesalter“, berichtet Prof. Dr. Carl Friedrich Classen, Leiter der Kinderonkologie der Rostocker Kinder- und Jugendklinik, der die Tagung organisiert. Um neue Behandlungswege zu finden, sei es notwendig, große Zahlen an Patientendaten auszuwerten und zu vergleichen. „Nur so können wir Risikogruppen erkennen und erfahren, warum eine Therapie bei dem einen besser anschlägt als bei dem anderen.“ Die Dokumentation und Pflege der hiesigen Mengen an Patientendaten organisiert die BFM-Arbeitsgruppe.
Einst von Medizinern in Berlin, Frankfurt und Münster gegründet, hat die Initiative heute Mitglieder in der ganzen Welt. „Im Bereich der Kinderonkologie ziehen wir alle am gleichen Strang. Wir tauschen uns regelmäßig aus und stehen in engem Kontakt. Die Tagung ermöglicht viele persönliche Gespräche."
Anlass für die Gründung der Arbeitsgruppe war einst ein großer Durchbruch in der Behandlung von Blutkrebs bei Kindern in den 1970er Jahren. „Bis dahin ist die Krankheit im Kindesalter in den meisten Fällen tödlich verlaufen“, erklärt Classen. Ein Berliner Arzt entwickelte schließlich ein zunächst umstrittenes Therapiekonzept: Statt die Kinder nach und nach mit verschiedenen Medikamenten und Chemotherapien zu behandeln, verabreichte er die unterschiedlichen Mittel gleichzeitig. Mit Erfolg: Bei vielen Kindern wurde die Leukämie geheilt. „Die Überlebensrate stieg schlagartig von fünf auf 60 Prozent. Ein monumentaler Schritt.“ Auch wenn solch deutliche Entwicklungen heutzutage kaum mehr zu erwarten sind, steht die Forschung auf dem Gebiet nicht still: „Je nach Art der Leukämie-Erkrankung ist die Krankheit heute zu 60 bis 90 Prozent heilbar“, so Classen. „Unser Ziel: alle Kinder retten.“
Kontakt: Prof. Dr. Carl Friedrich Classen, Leiter Fachbereich Onkologie, Hämatologie und Immunologie der Kinder- und Jugendklinik, Universitätsmedizin Rostock, Tel.: 0381 / 494 7262