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Forscher der Universitätsmedizin Rostock mit Glenn-Irvine-Preis ausgezeichnet

16. October 2023
Prof. Dr. Adrian Danek (v.l.), Emeritus der Ludwig-Maximilians-Universität München und Leiter des bisherigen Referenzzentrums für Neuroakanthozytose-Syndrome in Deutschland, Dr. Kevin Peikert, Arzt in Weiterbildung und Clinician Scientist und Ginger Irvine, Mitgründerin der Advocacy for Neuroacanthocytosis Patients.

Drei Personen halten einen übergroßen stilisierten Scheck in den Händen.

Dr. Kevin Peikert erhält internationale Auszeichnung für Erforschung seltener Erkrankung

Preisgekrönte Forschung bei seltener Erkrankung: Dr. Kevin Peikert von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Rostock wurde kürzlich auf der 11. Internationalen Tagung für Neuroakanthozytose-Syndrome in Homburg (Saarland) mit dem renommierten Glenn-Irvine-Preis ausgezeichnet. Der mit 5000 Britischen Pfund (rund 5700 Euro) dotierte Preis wird von der Advocacy for Neuroacanthocytosis Patients, der ältesten und größten internationalen Selbsthilfeorganisation für diese Krankheiten, an Wissenschaftler verliehen, die sich um die Erforschung von Neuroakanthozytose-Syndrome verdient gemacht haben.

„Die Preisverleihung zeigt, dass medizinische Spitzenforschung und klinische Anwendung in Rostock Hand in Hand gehen“, sagt Prof. Dr. Emil Reisinger, Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Rostock.

„Es ist mir eine große Ehre, den zum zweiten Mal verliehenen Glenn-Irvine-Preis zu erhalten“, sagt Dr. Peikert. Insbesondere die Namensgebung des Preises zu Ehren des verstorbenen Gründers der Advocacy for Neuroacanthocytosis Patients sei für Peikert Anerkennung und Ansporn zugleich. „Wenngleich ich Glenn Irvine leider nie kennenlernen durfte, ist es für mich etwas ganz Besonderes, den nach ihm benannten Preis verliehen zu bekommen.“

Schwerpunktmäßig erforscht Dr. Peikert die Chorea-Akanthozytose, eine sehr seltene vererbbare neurodegenerative Erkrankung aus der Gruppe der Neuroakanthozytose-Syndrome. Die ersten Symptome treten häufig bereits um das 20. Lebensjahr herum auf und schreiten – bisher unaufhaltsam – voran. Die Patienten leiden an Überbewegungen, also zum Beispiel an unwillkürlichen Bewegung von Armen und Beine, was als Chorea bezeichnet wird. Zum Krankheitsbild gehören zudem epileptische Anfälle, geistige Einschränkungen sowie Persönlichkeitsveränderungen. Häufig sind auch die Nerven von Armen und Beinen mitbetroffen, was zu Lähmungen führt. Markant sind die Veränderungen im Blut der Patienten: Die roten Blutzellen erscheinen bizarr verformt, was als Akanthozytose bezeichnet wird.

Dr. Peikert ist Clinician Scientist in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dr. Andreas Hermann, Leiter der Sektion für Translationale Neurodegeneration „Albrecht Kossel“ der Universitätsmedizin Rostock, und wird von der Rostock Academy of Science der Universitätsmedizin Rostock gefördert.

Er hat in den vergangenen Jahren wesentlich dazu beigetragen, nicht nur durch grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse den Ablauf des Krankheitsprozesses besser zu verstehen, sondern insbesondere auch eine frühe klinische Übertragung mit einer neuartigen medikamentösen Therapie zu ermöglichen. Es wurde bereits ein individueller Heilversuch an mehreren Patienten durchgeführt. Dieser war jedoch, anders als die grundlagenwissenschaftlichen Versuche es erhoffen ließen, ohne relevante Wirkung auf die neurologischen Ausfälle. Die Blutzellauffälligkeiten konnten aber zum Teil verbessert werden.

Dr. Peikert bietet seit Jahren eine Spezialsprechstunde für Neuroakanthozytose-Syndrome an. Darüber hinaus ist die Sektion für Translationale Neurodegeneration „Albrecht Kossel“ seit der Emeritierung von Prof. Adrian Danek von der Ludwig-Maximilians-Universität München im Frühjahr 2023 das neue deutsche Referenzzentrum für Neuroakanthozytose-Syndrome. Die Rostocker bieten seitdem hierfür einen weltweit einzigartigen diagnostischen Bluttest an.