Mit seinem neuen Buch „Blitzschläge – Wissen, Mythen und wie man sich optimal schützt“ bringt Prof. Dr. Fred Zack, der seit seinem Eintritt in den Vorruhestand 2022 als freier Mitarbeiter für das Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock tätig ist, wissenschaftliche Klarheit in ein oft unterschätztes Thema: den Blitzschlag. Auf 192 Seiten räumt der renommierte Rechtsmediziner mit weit verbreiteten Mythen auf, die gerade in der beginnenden Gewittersaison in Deutschland lebensgefährlich sein können.
„Viele Menschen glauben noch immer an Redensarten wie ‚Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen‘ – das ist absolut falsch und im schlimmsten Fall lebensgefährlich“, warnt Prof. Zack. „Bei Gewitter ist jeder Baum zu meiden, weil sonst schwere Verletzungen oder der Tod drohen.“ Tatsächlich werden in Deutschland Fichten statistisch am häufigsten vom Blitz getroffen – Buchen liegen auf Platz sechs.
In seinem inzwischen fünften Buch geht der Mediziner zahlreichen vermeintlichen Weisheiten auf den Grund. Auch der Glaube, ein Blitz schlage nie zweimal am gleichen Ort ein, sei „reiner Nonsens“, so Zack. „Das Empire State Building in New York City zum Beispiel wird pro Jahr 25 bis 50 Mal getroffen – das allein widerlegt diesen Irrtum eindrucksvoll.“
Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die sogenannte 30-30-Regel, eine einfache Faustregel zur Gefahreneinschätzung bei Gewittern: „Wenn zwischen dem Sehen eines Blitzes und dem Hören des Donners weniger als 30 Sekunden liegen, sollte man sich sofort an einen relativ sicheren Ort begeben“, erklärt Prof. Zack. „Denn dann ist das Gewitter nicht weiter als zehn Kilometer entfernt – eine Entfernung, aus der Blitze durchaus seitlich ausschlagen und Menschen treffen können.“
Ebenso wichtig sei es, mindestens 30 Minuten nach dem letzten Blitz oder Donner zu warten, bevor man sich wieder ins Freie begibt. Denn: „Ein großer Teil schwerer Blitzunfälle ereignet sich am Ende eines Gewitters, weil viele Menschen die Gefahr dann für bereits vorbei halten.“
Auch auf andere Irrtümer geht Zack ein. Dass man im Auto sicher sei, stimme nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Denn das Auto muss eine geschlossene Metallkarosserie haben. Nur dann schützt es vor der elektrischen Wirkung eines Blitzes. Aber andere Folgen wie etwa Blendungen oder Hörschäden sind trotzdem möglich.“
Ein besonderes Risiko sieht Zack in der unterschätzten Gefahr bei klarem Himmel: „Es gibt den sprichwörtlichen Blitz aus heiterem Himmel tatsächlich, denn Einschläge können zahlreiche Kilometer von der Gewitterzelle entfernt auftreten. Daher sollte eine Person den Beginn der Gefahr, einen Blitzschlag zu erleiden, nicht mit dem Beginn des einsetzenden Niederschlags gleichsetzen.“
Ein weiteres Ergebnis aus Zacks jahrelanger Forschung: Männer sind deutlich häufiger Opfer von Blitzschlägen als Frauen – in rund 80 Prozent der Fälle. „Sämtliche wissenschaftlichen Auswertungen belegen, dass Männer häufiger in gefährliche Situationen geraten – möglicherweise durch eine größere Risikobereitschaft.“