In Rostock hat die landesweit erste Sprechstunde für ältere Menschen mit seelischen Erkrankungen ihre Arbeit aufgenommmen. Durchgeführt wird sie durch Ärzte der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Rostock in Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Hansestadt Rostock.
Die Sprechstunde richtet sich an Betroffene ebenso wie an die Angehörigen der Erkrankten und bietet neben einer umfassenden Beratung konkrete Behandlungsangebote für Altersdepression in Einzel- und Gruppentherapie und beginnende Gedächtnisstörungen. Hintergrund ist die große Zahl von Menschen ab 60 bzw. 65 Jahren mit Depressionen oder Demenz. Die Sprechstunde bedeutet einen weiteren Schritt zum Aufbau eines gerontopsychiatrischen Zentrums in Rostock. Anliegen des gemeinsamen Kooperationsprojektes zwischen der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter der Leitung von Professor Dr. Sabine Herpertz und dem Gesundheitsamt der Hansestadt Rostock unter Leitung von Dr. Haufe ist es, das Versorgungsangebot für ältere und alte Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit zunehmender Lebenserwartung (Frauen 81,8 Jahre, Männer 75,3 Jahre) liegt der Anteil der über 60- bis 65-Jährigen in Deutschland zurzeit bei etwa 25 Prozent, d. h. für die Hansestadt Rostock bei einer Einwohnerzahl von circa 200.000 ist mit 40.000 Menschen in einem Alter von mehr als 65 Jahren zu rechnen. Auch der Anteil psychischer Erkrankungen der über 65-jährigen wird bundesweit mit 25 Prozent angegeben. Mit zu den häufigsten Erkrankungen im Alter gehören neben den demenziellen Syndromen die depressiven Störungen, deren Prävelenzrate zwischen vier und acht Prozent angegeben wird. Schwerpunkt unserer Sprechstunde wird die Diagnostik und Therapie von Altersdepressionen und beginnenden Gedächtnisstörungen sein. Vorgesehen sind Behandlungsangebote in der Einzel- und Gruppensituation unter Einbeziehung der Angehörigen und auch entsprechender Sozialdienstleistungen. Das Gesundheitsamt als zentral gelegene gemeindenahe Einrichtung bietet hierfür einen optimalen Anlaufpunkt. Einmal wöchentlich steht neben der ärztlichen Fachkompetenz der Universitätsklinik auch das Beratungsangebot einer Sozialarbeiterin des Gesundheitsamtes zur Verfügung. Während der Patient ärztlich versorgt wird, können von Angehörigen, betreuenden Personen und Freunden, Fragen gestellt und spezielle, an die besonderen Bedürfnisse der betroffenen Patienten und ihren Familien angepasste Unterstützungsmöglichkeiten abgefragt und vermittelt werden. Dabei entfallen weite Wege, doppelte Anfahrten und lange Wartezeiten auch für die begleitenden Angehörigen. Die Akteure hoffen, somit zusätzlich einen Beitrag zum Ausbau der Behandlungsangebote für psychisch kranke alte Menschen und deren Angehörige zu leisten. Ein weiterer Baustein zur Entstehung eines gerontopsychiatrischen Zentrums in der Stadt Rostock ist damit geschaffen. Die Koordination der Betreuung liegt dabei in den Händen der Universitätsklinik, betroffene Patienten werden durch die Institutsambulanz der Klinik mit einer Überweisung durch den behandelnden Hausarzt an die Sprechstunde vermittelt.