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Gemeinsam gegen den Juckreiz

05. January 2022
Ärzte mit Patientin

Spezialsprechstunde von Kinderärzten und Dermatologen an der Unimedizin Rostock

Die fünfjährige Ronja hat sich gerade wieder einen Infekt eingefangen, hustet stark, die Haut an Armen und Beinen ist blutig gekratzt. Schon seit Jahren sorgen Asthma, Allergien und Neurodermitis bei ihr immer wieder für gesundheitliche Probleme. Regelmäßig stellt Mama Tina Weilandt ihre Tochter deshalb in der Pneumologie und Allergologie der Kinder- und Jugendklinik der Unimedizin Rostock vor. Der Kinderpneumologe und Allergologe Prof. Dr. Manfred Ballmann kennt den Leidensdruck der Familie gut und hat Ronja und ihre Mutter deshalb in die gemeinsame Spezialsprechstunde mit Experten der Hautklinik gebeten. „Die Atemwegsprobleme gehen Hand in Hand mit der entzündlichen Hauterkrankung. Deshalb ist es wichtig, das Kind ganzheitlich zu behandeln und spezialisierte Hautärzte hinzuzuziehen“, so Ballmann.

Die interdisziplinäre Sprechstunde mit Kinderärzten und Dermatologen findet einmal monatlich in der Kinderklinik statt. Die Experten untersuchen und beurteilen gemeinsam junge Patienten mit einer erblich bedingten Anfälligkeit für Allergien und andere Erkrankungen aus dem sogenannten atopischen Formenkreis. Dazu zählen genau die Beschwerden, die auch Ronja plagen. Dr. Alexander Thiem, Oberarzt in der Hautklinik, untersucht ihre Haut und erläutert der Mutter genau, in welchen Phasen der Neurodermitis welche Therapie nötig ist. „Durch eine konsequente Basispflege und eine proaktive antientzündliche Therapie der Haut kann die Häufigkeit von Neurodermitis-Schüben reduziert werden, die eine intensive Cortison-Therapie erforderlich machen.“ Besonders effektiv ist die Basispflege, wenn Ronja nach dem Duschen und Abtrocknen innerhalb von drei Minuten komplett eingecremt wird. Durch die Wärme sind die Hautporen noch geöffnet und die Wirkstoffe der Pflegemittel können besser in die Haut eindringen. „Neurodermitis ist eine sehr pflegeintensive Erkrankung. Sie erfordert von Mutter und Kind viel Disziplin“, erläutert Thiem. Während die Ärzte Tina Weilandt noch Informationen zu verschiedenen Salben und Cremes geben, blättert Ronja schon wieder in ihrem Barbie-Rätselbuch.

Gemeinsam legen die Ärzte die nächsten diagnostischen Maßnahmen für sie fest: Neben einer regelmäßigen Lungenfunktionskontrolle wird ein Schweißtest gemacht, um eine angeborene genetische Erkrankung auszuschließen. In drei Monaten stellen sich Mutter und Kind dann wieder in der Spezialsprechstunde mit den Experten der Hautklinik vor.

Für die behandelnden Ärzte aus der Kinderklinik und der Hautklinik hat die gemeinsame Sprechstunde viele Vorteile. Neben den Patienten profitieren auch sie von der fachübergreifenden Zusammenarbeit. „Natürlich lernen auch wir Ärzte voneinander und können uns direkt am Patienten miteinander austauschen. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Seiten“, so Kinderarzt Ballmann. Auch Dermatologe Thiem sieht das neue Sprechstundenkonzept als beispielhaft für mehr Austausch zwischen den Fachdisziplinen: „Wir diagnostizieren zusammen und erstellen ein gemeinsames Therapiekonzept. Da wir Ronja nun schon in der Kindersprechstunde mitbetreuen, kann sie später komplikationslos in die Hautklinik übernommen werden, wenn ihre Neurodermitis im Vordergrund stehen sollte.“ Tina Weilandt erhofft sich, dass es ihrer Tochter durch die umfassende Behandlung deutlich bessergeht, wenn sie nächstes Jahr in die Schule kommt.