Schlechte Haltung, langes Stehen, wenig Schlaf: Schnell schleichen sich kleine Fehler in den Alltag ein. Besonders im Beruf werden sie gern übersehen – bis sich der Körper meldet. „Viele gesundheitliche Probleme entstehen am Arbeitsplatz“, sagt Prof. Dr. Regina Stoll, Leiterin des Instituts für Präventivmedizin der Universitätsmedizin Rostock. Ihr Bereich ist jetzt mit dem Betriebsärztlichen Dienst der Unimedizin zusammengelegt worden, eine deutschlandweit seltene Kombination. Mit neuen Strukturen und Ideen verbessert sich das arbeitsmedizinische Angebot für die gesamte Belegschaft, aber auch für Mitarbeiter anderer Unternehmen.
Die Rostocker Präventivmedizin sei zu einem anwendungsbezogenen Fach gewachsen, so Stoll. Neben Forschung und Lehre sollen künftig eine Präventivmedizinische Ambulanz und das betriebliche Gesundheitsmanagement auf- und ausgebaut werden. Damit möchte das Institut auch dem Nachwuchsmangel begegnen. „Wir möchten junge Ärzte für Rostock und den Beruf des Arbeitsmediziners und Betriebsarztes begeistern“, sagt die Ärztin. Triftiger Grund: Es gibt zu wenige von ihnen. Die Bundesregierung hat zwar im Juli mit einem Gesetz die Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention festgelegt. „Viele angehende Mediziner wissen aber gar nichts über unser Fachgebiet. Dabei ist es hochspannend“, so Stoll. Das kann Dr. Birgit Emmert bestätigen. Seit einigen Wochen leitet sie den Betriebsärztlichen Dienst. „Kaum ein Arzt hat so einen engen Kontakt zum Mitarbeiter wie wir“, sagt die gebürtige Würzburgerin. Zuletzt war sie in Göttingen tätig, unter anderem in einer Praxis für Allgemeinmedizin. „Als Allgemeinarzt sieht man etwa eine chronische Sehnenscheidenentzündung; die Frage nach Belastungen im Job als möglichem Auslöser wird oft vernachlässigt.“ In der Arbeitsmedizin betrachte sie den Menschen in seiner Gesamtheit – am Arbeitsplatz, bei akuten Erkrankungen, im sozialen Umfeld.
Mit ihrem neuen Team will Emmert die Mitarbeiter der Unimedizin unterstützen, ihre Gesundheit zu stärken. „Dafür beraten wir nicht nur den Arbeitnehmer, sondern auch den Arbeitgeber.“ Den Mitarbeitern sollen Kurse für Sport und Stressbewältigung angeboten werden. „In der Unimedizin als einem der größten Arbeitgeber der Region, bei dem auch im Schichtdienst gearbeitet wird und der zunehmend ältere Mitarbeiter beschäftigt, ist das Thema topaktuell“, sagt Stoll. Schon eine kurze körperliche Betätigung oder Entspannungsübung in der Arbeitspause könne bei der Stressbewältigung helfen und späteren Beeinträchtigungen vorbeugen.
Doch nicht nur die eigenen Kollegen sollen gesund bleiben: „Täglich erreichen uns viele Anfragen externer Einrichtungen, ob wir ihre Mitarbeiter arbeitsmedizinisch betreuen können, weil dort so ein Angebot fehlt.“ Das wird mit der Präventivmedizinischen Ambulanz möglich. Dort können außerdem Sportler ihre Fitness prüfen und Behörden Gutachten erstellen lassen.
Noch ist das Institut in der St.-Georg-Straße zu finden. „Für unsere Mitarbeiter möchten wir aber zentraler erreichbar sein“, sagt Stoll. Langfristig sei ein Umzug auf den Campus Schillingallee geplant. Eine Außenstelle öffnet dort Anfang 2016.