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Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht werden erforscht

12. July 2021
Prof. Dr. Carsten Spitzer

Prof. Dr. Carsten Spitzer ist Mitglied des länderübergreifenden Forschungsverbundes zu den gesundheitlichen Langzeitfolgen von SED-Unrecht.

Millionenförderung für Forschungsverbund

Ein länderübergreifender Forschungsverbund der Universitäten Magdeburg, Jena, Leipzig und Rostock untersucht, welche Folgen politische Traumatisierung für die Gesundheit von Betroffenen haben kann. Experten aus den Bereichen Psychosoziale Medizin, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie erforschen in enger Kooperation mit den Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, wie die heute noch Betroffenen besser versorgt werden können. Dabei werden auch Einrichtungen einbezogen, die diese Menschen beraten, begutachten und behandeln. Prof. Dr. Carsten Spitzer von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Rostock arbeitet an diesem Forschungsprojekt mit.

„Wir untersuchen in insgesamt 13 Teilprojekten, welche Folgen Zersetzungsmaßnahmen, staatliches Doping oder auch die Hepatitis-C-kontaminierte Anti-D-Prophylaxe von Schwangeren bis heute haben“, erläutert Prof. Spitzer den Forschungsauftrag. „Dabei geht es auch darum, wie groß die Belastung der Betroffenen nach wie vor ist und ob und vor allem wie sie Hilfe bekommen.“ Um die Versorgung dieser Menschen nachhaltig zu verbessern, analysieren Teilprojekte Beratungs- und Begutachtungsprozesse, um nach Fehlern in den Abläufen zu suchen. Zudem werden eine Forschungsdatenbank und ein Forschungsnetzwerk aufgebaut sowie Weiterbildungen für diejenigen entwickelt, die in der medizinischen Praxis mit ehemals Verfolgten arbeiten. Dabei stehen besonders die Beratung und die Betreuung von älteren Menschen im Mittelpunkt. „Die Stress- und Traumaforschung hat sehr große Fortschritte gemacht. Das sollte sich auch in der Diagnostik und in der Behandlung wiederfinden“, so Klinikdirektor Spitzer.

Auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende der ehemaligen DDR leiden Betroffene seelisch und körperlich unter dem Erlebten. Ihre Gesundheitsschäden sind komplex und haben häufig einen jahrzehntelangen Verlauf. Sie reichen von Herz-Kreislauferkrankungen über Schmerzstörungen bis hin zu Krebserkrankungen, meist verbunden mit psychischen Folgestörungen. Diesen Herausforderungen ist die ärztliche Regelversorgung in Deutschland noch nicht ausreichend gewachsen. Das soll sich durch die Erkenntnisse der Experten künftig ändern. Das Forschungsprojekt wird durch Mittel des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder Marco Wanderwitz in Höhe von 2,4 Millionen Euro gefördert.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Carsten Spitzer, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Unimedizin Rostock, Tel. 0381-494 9670, E-Mail: carsten.spitzer@med.uni-rostock.de