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Grüner Star: Neuer Mikrostent beendet Kamillas (6) Leiden

21. August 2014

Camilla mit Prof. Dr. Anselm Jünemann.

Mit einem neuen Mikrostent, der bundesweit bisher bei wenigen Patienten zum Einsatz kam, konnte der neue Chef der Uni-Augenklinik einem kleinen Mädchen helfen. Es litt enorm unter dem Grünen Star.

Ein neues Mikroimplantat ist an der Universitätsmedizin Rostock bei vier Patienten eingesetzt worden. Als Erste bekam es die sechsjährige Kamilla aus dem polnischen Breslau. Damit hat der neue Direktor der Uni-Augenklinik Prof. Dr. Anselm Jünemann schon eine Marke für das Haus gesetzt. Mit einem winzigen Gel-Stent geht er gegen Glaukome, den Grünen Star, vor. „Den Einsatz dieses Stents kann man in Deutschland bisher an den Fingern abzählen“, sagt Jünemann. 

Beim Grünen Star muss der Augeninnendruck normalisiert werden. Der Mikrostent ist ein nur sechs Millimeter langer röhrenförmiger Kanal, über den Kammerflüssigkeit abgeleitet und der Abfluss dauerhaft verbessert wird. Die sechsjährige Kamilla hat mit ihrem linken Auge schon einen langen Leidensweg hinter sich. Denn auch Kinder können vom Grünen Star betroffen sein. Manche von Geburt an. „Bei ihr haben wahrscheinlich immer wieder auftretende Augenentzündungen dazu geführt“, vermutet Jünemann. „Der statistische Wert für den Druck liegt bei 15 mm/Hg - plus/minus drei“, erklärt der Arzt. Bei Kamilla habe er am Ende zwischen 30 und 40 gelegen, war also weit mehr als doppelt so hoch – trotz maximaler Therapie etwa mit Tropfen. Für die Kleine hätte es schlimm ausgehen können: Der Grüne Star als Erkrankung des Sehnervs zählt zu den häufigsten Erblindungsursachen weltweit. Leider könne man den Grünen Star nicht wegoperieren, wie es bei dem Grauen Star möglich sei. „Aber wir können die Risikofaktoren minimieren“, sagt der Klinikchef. Schon Heidelberger Kollegen waren im Fall des Mädchens zu Rate gezogen worden; Jünemann, da noch geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsaugenklinik Erlangen, kontaktierte man letztlich als ausgemachten Spezialisten auf dem Gebiet der Glaukome. In Rostock wagte er nun die neuartige OP. 30 Minuten in Narkose, die für Kamilla so einiges veränderten. 

Nun brauche es aber auch eine gute Nachsorge, sagt der Augenarzt. Das bedeutet für die Sechsjährige, dass sie Rostock in ein paar Wochen erneut beehren wird. Doch nun, nach ein paar Tagen Erholung, geht es mit erfolgreich operiertem Auge und an der Seite von Mama Justina Pasnik erst mal 600 Kilometer nach Breslau zurück. Das Mädchen wird die Heimat dann buchstäblich mit anderen Augen sehen. Und hat schon die nächste Baustelle in ihrem Körper entdeckt. „Habt Ihr hier eine Zahnklinik?“, fragt sie Prof. Jünemann lächelnd und greift sich beherzt an den Oberkiefer. „Ich habe einen Wackelzahn.“