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Innovative CAR-T-Zell-Behandlung gegen Blutkrebs erstmals in MV

02. February 2023
Das Stammzell- und Zelltransplantationsteam der Unimedizin Rostock um Prof. Dr. Christian Junghanß (Mitte) nahm die erste tiefgekühlte Lieferung genetisch veränderter Patientenzellen von Novartis-Mitarbeiter Dr. Kai Lieder (3.v.r.) entgegen.

Das Stammzell- und Zelltransplantationsteam der Unimedizin Rostock um Prof. Dr. Christian Junghanß (Mitte) nahm die erste tiefgekühlte Lieferung genetisch veränderter Patientenzellen von Novartis-Mitarbeiter Dr. Kai Lieder (3.v.r.) entgegen.

Oberarzt Dr. Christoph Wittke verabreicht die modifizierten Zellen über einen Tropf in die Vene des Blutkrebspatienten. Es ist die erste Krebsbehandlung dieser Art in MV.

Oberarzt Dr. Christoph Wittke verabreicht die modifizierten Zellen über einen Tropf in die Vene des Blutkrebspatienten. Es ist die erste Krebsbehandlung dieser Art in MV.

Rostocker Krebspatient wird mit körpereigenen Zellen therapiert

Seit kurzem bietet die Unimedizin Rostock ein neues Verfahren zur Behandlung von Patienten mit Lymphdrüsen- und Blutkrebs an. Die CAR-T-Zell-Therapie basiert auf einer Umprogrammierung der Lymphozyten außerhalb des Körpers, sodass sie anschließend Tumorzellen erkennen und bekämpfen. Nun wurde der erste Patient in MV mit diesem neuen Verfahren behandelt.

 „Diese Therapie mit genetisch veränderten Zellen ist erst in jüngster Zeit entwickelt worden und zeigt bei Patienten mit fortgeschrittenen Blutkrebserkrankungen beeindruckende Erfolge“, so Prof. Dr. Christian Junghanß, Direktor der Rostocker Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin und Sprecher des Krebsexzellenzzentrums CCC-MV. Er gibt einen Einblick in den Verlauf der Behandlung: „Den Patienten wird Blut entnommen und daraus wird der Teil der weißen Blutkörperchen herausgefiltert, der für die Bekämpfung der Tumorzellen geeignet ist. Diese T-Zellen werden in einem externen Labor umprogrammiert, dann vermehrt und den Patienten anschließend in die Vene verabreicht.“ Durch die Modifizierung bilden die T-Zellen Rezeptoren, die Eiweiße auf der Oberfläche von Tumorzellen erkennen und sie dadurch gezielt erkennen und abtöten. Das ganze Verfahren der Zellmodifizierung und Vermehrung dauert mehrere Wochen. Der Erkrankte bekommt im Vorfeld der Infusion eine sechstägige Chemotherapie. Insgesamt handelt es sich um eine hochspezialisierte und personalisierte Therapie, die nur an wenigen Zentren in Deutschland und weltweit durchgeführt wird.

Der behandelnde Onkologe Dr. Christoph Wittke hat mit seinem Patienten die neue Therapie genau besprochen: „Wir setzen große Hoffnungen in das Verfahren, denn aus den Studien wissen wir, dass die Erfolgsaussichten der Krebsbehandlung für viele Betroffene erheblich steigen.“ Im Nachgang der Infusion mit den umprogrammierten T-Zellen wird das Stammzell- und Zelltransplantationsteam der UMR um die Oberärzte Dr. Christoph Wittke und Dr. Johannes Lakner ihn engmaschig überwachen, um mögliche Nebenwirkungen schnell und richtig zu deuten. Je nach Symptom sind dabei Experten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen gefragt.

Für den ersten Patienten, der an der UMR behandelt wird, ist die neu zugelassene Behandlung ein Hoffnungsschimmer. Nach einer bereits ausgestandenen Blutkrebserkrankung wurde bei ihm vor einigen Monaten ein aggressiver Rückfall diagnostiziert, der die Lebensqualität schnell eingeschränkt hat. Nun hoffen die behandelnden Ärzte, dass er gut auf die Therapie anspricht und die Erkrankung zurückgedrängt werden kann. 

Der Einsatz dieser modifizierten T-Zellen ist für die Behandlung einzelner Formen von Leukämie, Lymphdrüsenkrebs und Multiplem Myelom zugelassen. Dafür musste ein aufwändiges Antrags- und Prüfverfahren durch die Krankenkassen absolviert werden. Beide Standorte des Krebsexzellenzzentrums CCC-MV in Rostock und in Greifswald werden in Zukunft diese Therapie durchführen können.