Enfermo y sin papeles? - Krank und ohne Papiere? An einem Krankenhaus gibt es häufiger Sprachbarrieren im Umgang mit Flüchtlingen. Auch an der Universitätsmedizin Rostock suchen immer wieder Menschen ohne Heimat als Patienten Hilfe. Doch wie behandelt man jemanden, mit dem man sich kaum verständigen kann? Für solche Fragen bietet das Medinetz Rostock Unterstützung.
Der Verein aus Rostocker Studenten und jungen Ärzten kümmert sich um die medizinische Versorgung von Flüchtlingen, vermittelt Kontakte und erkämpft mehr Öffentlichkeit für das sensible Thema. „Auch Menschen ohne Papiere oder festen Aufenthaltsort müssen ohne Angst vor Abschiebung ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen können“, sagt Franziska Rebentisch von Medinetz.
Rebentisch hat in Rostock ihr Medizinstudium abgeschlossen und einen Teil ihres Praktischen Jahrs in der Kinder- und Jugendklinik absolviert. Auch Flüchtlinge hat sie dort betreut. „Zum Beispiel einige syrische Kinder, die nach ihrer langen Reise im Gewahrsam kollabiert waren“, erinnert sie sich. Die Kommunikation sei eine Herausforderung gewesen. Auch bei der Behandlung anderer Menschen aus einem fremden Kulturkreis komme es häufig zu frustrierenden Situationen – auf Seiten der Patienten und des Klinikpersonals.
An der Rostocker Universitätsmedizin sorgt das Netzwerk mit Flyern und Projekten für Aufklärung. „Wenn wir uns alle besser auf diesem Gebiet auskennen, wird es nicht nur für die Patienten einfacher, sondern auch für Ärzte und Pfleger.“ In einem ersten Schritt arbeitet das Netzwerk mit Medizinern der Kinderklinik an Leitlinien für die Versorgung von Flüchtlingen. „Um kleinen Patienten aus Flüchtlingsfamilien die Angst vorm Arzt zu nehmen, haben wir außerdem Piktogramme entwickelt“, erzählt Rebentisch. „Kleine einfache Bilder, auf denen medizinische Situationen wie Blut abnehmen oder Wiegen dargestellt sind.“ Mit kurzen ergänzenden Texten, übersetzt in mehrere Sprachen, könne man so auch den Eltern erklären, was mit ihrem Kind passiere.
Im April gibt der Verein eine Fortbildung für die Mitarbeiter der Kinderklinik. „Wir möchten zeigen, welche Varianten des Aufenthalts es gibt und was dieser Status für die medizinische Versorgung bedeutet“, erklärt die junge Ärztin. „Wie sieht die Rechtslage aus, wie wird abgerechnet – und müssen alle Daten weitergegeben werden? Wir geben einen Überblick.“
Das größte Problem in der Arzt-Flüchtling-Beziehung an einer Klinik bildet laut Rebentisch die Sprache. Daher vermittelt das Medinetz Kontakte zu Dolmetschern. Doch auch kulturelle Unterschiede machen sich im Stationsalltag schnell bemerkbar. „Für uns ist es zum Beispiel normal, wenn ein Patient Besuch von zwei oder drei Familienmitgliedern bekommt“, sagt sie. „In anderen Kulturen möchte mitunter die gesamte Großfamilie Anteil nehmen und es stehen schnell wesentlich mehr Angehörige am Krankenbett.“
Wie viele Menschen ohne Papiere in Rostock und MV leben, lasse sich nur schwer sagen, so Rebentisch. „Umfang und Art von Migration lassen sich kaum statistisch erfassen.“ In der offenen Sprechstunde, die der Verein einmal pro Woche im Rostocker Ökohaus anbietet, sei der wachsende Andrang von Flüchtlingen aber deutlich zu spüren.