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Keimen auf der Spur: Schüler erkunden Hygiene-Labor

20. June 2014

Winzige Bakterien, Staphylokokken, können eine Resistenz gegenüber Antibiotika entwickeln. Diese Keime werden als MRSA bezeichnet. Schüler des Innerstädtischen Gymnasiums Rostock (ISG) haben sich ein Schuljahr lang mit diesen Krankheitserregern beschäftigt. Am Freitag durften sie Praxisluft schnuppern: An der Universitätsmedizin Rostock erklärten ihnen Forscher, wie man die Bakterien entdeckt und was sie so gefährlich macht.

Oberarzt Dr. Philipp Warnke vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene wartet für die sechs Jungs mit einem Mini-Studium auf: Zunächst lernen sie in einer Express-Vorlesung, welche Krankheiten durch MRSA ausgelöst werden und wie man eine Ansteckung umgeht. Wichtigste Lektion: Hygiene. „Einfaches Händeschütteln reicht aus, damit sich Abermillionen von Keimen übertragen“, erzählt Warnke. „Sie siedeln sich in der Nase an. Da kommen sie schnell hin: 20 bis 30 Prozent aller Menschen haben laufend ihre Finger im Gesicht.“ Schnell sinken die Hände der Schüler, die dem einen oder anderen als Kopfstütze dienten, Richtung Tisch. Panik müsse nicht ausbrechen, versichert Warnke: „Für gesunde Menschen sind MRSA meist unbedenklich. Gut so - jeder dritte bis fünfte Mensch trägt die Keime in sich.“ 

An giftgrünen Nasenmodellen dürfen die Schüler als nächstes selbst Hand anlegen: Mit einem langen Wattestäbchen entnehmen sie Proben und merken: gar nicht so einfach. „Diese Modelle haben wir gerade entwickelt, um unser Personal zu schulen“, erklärt Warnke. „Nur mit der richtigen Abstrichtechnik lassen sich genügend Bakterien finden.“

Und schon geht es in die Labore. Die Schüler werfen Forschern einen Blick über die Schüler und sehen, wie Kulturen in Petrischalen angelegt werden. In einem Brutschrank wachsen sie heran. „Bei 37 Grad Celsius, wie der Menschen sie aufweist, fühlen sie sich am wohlsten“, sagt Warnke. „Die Schränke sind unser Körperersatz.“ Nebenan wird getestet, welche Medikamente gegen die Erreger wirken. Der Arzt zeigt den Jugendlichen Petrischalen, in denen den Keimen Antibiotika zugesetzt wurden. „Wenn sich die Erreger trotzdem ausbreiten, ist das Medikament wirkungslos.“ 

Susan Dumaschefski vom Bildungsträger BiLSE-Institut, das das Projekt betreut hat, ist begeistert: „Ein toller Einblick“, findet sie. „Den Schülern wird eine gute Mischung aus Theorie und Laborführung geboten. Türen, die sich normalerweise nicht so einfach öffnen.“ 

Da im Labor mit vielen Krankheitserregern gearbeitet wird, herrsche Sicherheitsstufe zwei, erklärt Warnke. Nach dem Rundgang scheint den Jungs klar: Dieser Job ist kreuzgefährlich. „Im Labor ist es sicherer als im Krankenhaus oder Schulbus“, beruhigt Warnke sie. „Hier wissen wir ganz genau, mit welchen Keimen wir es zu tun haben und verschließen sie in Petrischalen.“ Um sicherzugehen, dass keine Bakterien den Weg ins Mittagessen finden, sei es trotzdem wichtig, bei jedem Raumwechsel die Hände zu desinfizieren. „Das macht jeder Mitarbeiter hier bis zu 30-mal am Tag.“ Und auch die Jungs greifen schnell zum Seifenspender. 

„In Zukunft immer schön desinfizieren“, schließt Schüler Erik. „Interessant zu sehen, wie gefährlich diese Bakterien sind.“ Das MRSA-Projekt wurde an der Schule als Wahlfach angeboten. „Zuerst wusste ich gar nicht, was das eigentlich ist“, erinnert sich der 16-Jährige. „Das wollte ich herausfinden.“ Die Schüler starteten unter anderem eine Umfrage, in der sie Bekannte fragten, wie sie Antibiotika einsetzen. Erschreckend: Viele wurden nie über diese Medikamente aufgeklärt. Der richtige Umgang mit Antibiotika, sagt Warnke, könne vermeiden, dass Erreger immun werden. „Nur weil noch ein paar Tabletten in der Packung sind, muss man sie nicht nehmen“, so der Experte.