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„Kein Kind ist umsonst auf der Welt“: Kinderpalliativprojekt wird zwei Jahre alt

03. June 2016

Mobiles Team hat bislang 30 Kinder in ganz MV betreut

Zwanzig Minuten kann Tina* heute draußen in der Sonne verbringen. Was für andere Familien selbstverständlich ist, ist für Familie N.* ein Grund zum Feiern: Der Zustand ihrer zweijährigen Tochter, die an einem angeborenen Muskelschwund leidet, hat sich endlich so weit stabilisiert, dass sie sich an die frische Luft wagen kann. Mit Beatmungs- und Absauggerät, Überwachung, spezieller Lagerungshilfe, Sauerstoffkonzentrator und nur wenige Meter vor das Haus – doch Tina ist begeistert. Unterstützung beim kurzen Ausflug ins Grüne erhält die Familie vom Kinderpalliativ-Team Mike Möwenherz der Unimedizin Rostock. Seit nun zwei Jahren kümmern sich die Mitarbeiter um unheilbar kranke Kinder und Jugendliche in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

„Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu geben – das Motto der berühmten englischen Palliativmedizinerin Cicely Saunders haben wir uns zum Ziel gesetzt“, erklärt Prof. Dr. Carl Friedrich Classen, ärztlicher Leiter des Teams. „Wir begleiten Kinder, die an Krebs leiden, an Hirnschäden, Stoffwechselkrankheiten, Muskelschwund oder Leberversagen“, so der Mediziner. „Kinder, die sterben werden. Sie und ihre Eltern wissen, dass jeder Tag ganz besonders wertvoll ist.“

Rund dreißig Kinder zwischen Rostock, Schwerin, Wolgast und Neubrandenburg hat das kleine Team aus Ärzten, Pflegern und einer Koordinatorin seit Projektstart im Mai 2014 betreut – manche nur wenige Tage, andere über mehrere Monate. „Wir sind keine Notärzte“, stellt Classen heraus. „Weder kommen wir in Minutenschnelle, noch können wir medizinische Wunder vollbringen. Unsere Aufgabe sehen wir vor allem darin, uns Zeit zu nehmen, um gemeinsam mit den Eltern Maßnahmen zu suchen, die dem Kind helfen und unnötiges Leiden verhindern.“ Über eine Rufbereitschaft ist das Team 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen die Woche für die Familien ansprechbar. „Wir kennen ihre Kinder gut und sind vertraut. Das gibt ihnen Halt auf dem mühsamen Weg.“

Viele der Kinder, die das Team betreut hat, leben nicht mehr. „Eine sehr traurige, aber auch dankbare Arbeit“, sagt Classen. „Wir lernen von unseren jungen Patienten, dass auch ein kurzes Leben voller Reichtum sein kann und kein Kind umsonst auf der Welt ist.“ Möglich ist die Arbeit durch Spenden, daher ist das Team für jede Unterstützung dankbar. Um das Angebot weiter auszubauen und dazuzulernen, laden die Mitarbeiter im November Referenten aus ganz Deutschland zu einem Symposium nach Rostock ein.

*Name geändert