Bei der operativen Entfernung von Hirnmetastasen wird fast immer das Medikament Dexamethason eingesetzt, um gefährliche Schwellungen im Gehirn zu verhindern. Doch wie viel von diesem Kortisonpräparat verabreicht wird, unterscheidet sich von Klinik zu Klinik - oft ohne einheitliche Leitlinien. Eine neue internationale Studie, an der auch die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie der Universitätsmedizin Rostock beteiligt ist, hat nun gezeigt: Eine zu hohe Dosis kann die Überlebenschance der Betroffenen deutlich verschlechtern.
In der im renommierten Fachjournal JAMA Network Open veröffentlichten Untersuchung wurden die Daten von 1.064 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die sich einer Hirnoperation wegen Metastasen unterzogen hatten. Das Ergebnis: Wer innerhalb von 27 Tagen nach der Operation mehr als 122 Milligramm Dexamethason erhielt, hatte eine statistisch signifikant kürzere Überlebenszeit - unabhängig von Tumorgröße, Nebenerkrankungen oder weiterer Behandlung. „Diese Erkenntnis hat unmittelbare Bedeutung für die klinische Praxis“, betont Priv.-Doz. Dr. Daniel Dubinski, einer der beiden Rostocker Studienautoren. „Sie zeigt, dass wir mit gezielteren und standardisierten Dosierungsempfehlungen Leben verlängern können.“
Die Studie wurde im Rahmen einer groß angelegten Zusammenarbeit unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt. Für Rostock beteiligten sich neben Dr. Daniel Dubinski auch Dr. Artem Rafaelian federführend an der Auswertung und Publikation.
Die Universitätsmedizin Rostock ist als zertifiziertes neuroonkologisches Zentrum fest in die nationale Forschungslandschaft eingebunden und baut ihre Kompetenz in der Behandlung von Hirntumoren stetig aus. „Die Teilnahme an so großen internationalen Forschungsprojekten stärkt nicht nur unsere wissenschaftliche Rolle, sondern fließt auch direkt in die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ein“, erklärt Prof. Dr. Bernd Krause, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock.
Die Studie belegt, wie wichtig es ist, Behandlungen kontinuierlich wissenschaftlich zu überprüfen - selbst bei Medikamenten, die seit Jahrzehnten im Einsatz sind.