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Krankenhaushygieniker: „Bakterien sind Anpassungskünstler“

08. January 2015

Karin Michel, Technische Assistentin, untersucht im Labor des Hygiene-Instituts Proben.

Für die nächsten „Conventer Gespräche“ zu Medizin und Ethik hat Veranstalter Prof. Dr. Gustav Steinhoff am 19. Januar um 19 Uhr Experten zum Thema  „Antibiotika-resistente Keime – Epidemien zwischen Tierhaltung, Mensch und Medizin“ ins Darwineum eingeladen. Teilnehmen werden Dr. Maria Dayen,  Abteilungsleiterin für Verbraucherschutz, Lebensmittelüberwachung, Veterinärwesen, Fischerei im Landwirtschaftsministerium,  Prof. Dr.  Dr. Frerk Feldhusen, Erster Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei,  Prof. Dr. Dr. Andreas Podbielski,  Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der  Universitätsmedizin Rostock und Dr. Gerhard Hauk, Dezernatsleiter Umwelthygiene und Umweltmedizin vom Landesamt für Gesundheit und Soziales. Das Publikum darf mitdiskutieren. Der Eintritt kostet zehn Euro im Vorverkauf im Pressezentrum Rostock, unter www.mvticket.de sowie am Zoo.

Interview mit  Prof. Dr. Dr. Andreas Podbielski (59), Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock

Sind Bakterien böse?
Prof. Podbielski: Wir brauchen sie zu unserem Leben. Sie leisten etwas Gutes oder sind unserem Körper egal. Für krankmachende Bakterien braucht es eine besondere Situation. Man kann diese mit sich herumtragen und doch quietschgesund sein. Die entscheidende Frage ist aber: Wie können Resistenzen entstehen? Das Beste wäre, man würde das gar nicht erst zulassen. Aber Bakterien sind wahre Anpassungskünstler. 

Welche Rolle spielen dabei Antibiotika?
Prof. Podbielski: 80 Prozent von ihnen werden nicht beim Menschen eingesetzt, sondern zur Versorgung der Tiere – insbesondere bei der Massentierhaltung. In unserer Gesellschaft, in der man billig Fleisch konsumieren will, muss man sich dann nicht wundern. Von den 20 Prozent der Antibiotika, die Menschen erhalten, werden 85 Prozent im ambulanten Bereich verschrieben. Ich wünschte, es wären weniger. Aber die Erwartungshaltung der Patienten ist oft eine andere. Zudem sind die Hausärzte häufig in einer Zwickmühle, da sie zu wenig Zeit für ihre Patienten haben. Ein Drittel der Antibiotika werden falsch eingesetzt.

Wie ist die Situation im Krankenhaus?
Prof. Podbielski: Dort wird sich intensiv gekümmert. Es gibt genaue Vorgaben, wie die Hygiene zu beachten ist. Das Problem ist aber, dass in vielen Häusern zu sehr beim Pflegepersonal gespart wurde. Die wenigen Kräfte haben nicht mehr die Zeit, die Hygiene so zu leben, wie man es könnte. An der Unimedizin Rostock haben wir speziell ausgebildete Hygienefachkräfte, die über die Abläufe wachen. Und jedes Jahr geht bei uns ein Überwachungsbericht an alle Mitarbeiter. Das ist deutschlandweit vorbildlich.

Haben Sie einen Alltagstipp?
Prof. Podbielski: Bei Nahrungsmitteln gilt es besonders beim Umgang mit Fleisch vorsichtig zu sein, denn darauf liegen Keime. Verarbeiten Sie Fleisch separat, waschen Sie alles, womit Sie es bearbeitet haben, direkt ab und waschen Sie Ihre Hände. Bei Atemwegserkrankungen die Etikette beachten: Husten oder niesen Sie nie zu den Menschen hin. Und nicht direkt in die Hand, sondern in ein Taschentuch. Das verwenden Sie bitte nur einmal. Wenn gerade keines greifbar ist, in die Ellenbeuge husten oder niesen. Danach immer die Hände waschen.