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Lebendspende jetzt auch bei ungleichen Blutgruppen möglich: Neues Verfahren der Nierentransplantation am Universitätsklinikum Rostock entwickelt

21. December 2009

Die Klinik für Urologie und die Abteilung Nephrologie des Universitätsklinikums Rostock haben gemeinsam ein neues Verfahren entwickelt, um die Nierentransplantation unter Verwandten auch bei Blutgruppenunverträglichkeit zu ermöglichen.

„Dies ist ein wesentlicher Fortschritt auf dem Gebiet der Nierentransplantation“, sagt Professor Dr. Oliver Hakenberg, Direktor der Klinik für Urologie.

 

In Deutschland stehen wesentlich mehr Patienten auf der Warteliste für eine Nierentransplantation als es Spenderorgane gibt. Eine Hoffnung ist die sogenannte Lebendspende durch Verwandte, Ehepartner oder andere nahe Angehörige. Das war bislang allerdings nur möglich, wenn Spender und Empfänger die gleiche Blutgruppe hatten. Schon länger wird deshalb nach Wegen gesucht, auch bei Ungleichheit der Blutgruppen eine Lebendspende zu ermöglichen. Das Rostocker Universitätsklinikum hat jetzt ein eigenes Verfahren entwickelt, bei dem Antikörper, die sich gegen fremde Blutgruppenmerkmale wenden, durch Blutwäsche aus dem Körper des Spenders entfernt werden. Diese Behandlung muss an mehreren Tagen vor der Operation durchgeführt werden, bis der Antikörperspiegel so niedrig ist, dass die Niere dem Spender entnommen und dem Empfänger gefahrlos eingesetzt werden kann.

 

Das Verfahren wurde erstmalig im Juli dieses Jahres bei einer jungen Frau mit ihrer Mutter als Nierenspenderin im Rostocker Universitätsklinikum durchgeführt. Ein halbes Jahr danach ist die Patientin beschwerdefrei und hat eine gut funktionierende Niere. Abstoßungen sind nicht aufgetreten. Auch der Mutter geht es gut. „Diese Patientin hätte noch vor zwei Jahren keine Transplantation einer Lebendspende von ihrer Mutter bekommen können“, betont Dr. Heiko Hickstein, Leiter der universitären Dialysestation.

 

In Deutschland warten über 12.000 Menschen auf eine Spenderniere, pro Jahr werden aber nur etwa 3.000 Transplantationen durchgeführt. Der Grund dafür ist der relative Mangel an Spenderorganen. 80 Prozent der Nierentransplantationen werden nach einer durchschnittlichen Wartezeit von mehr als fünf Jahren mit der Niere eines hirntoten Organspenders durchgeführt, bei 20 Prozent erfolgt eine sogenannte Lebendspende durch einen nahen Angehörigen. Eine erfolgreiche Nierentransplantation ermöglicht Patienten, die vorher dreimal pro Woche eine Dialysebehandlung benötigten, eine weitaus höhere Lebensqualität, Dialysefreiheit – und eine deutlich höhere Lebenserwartung. Die Lebendspende wird dabei als günstigere Form der Nierentransplantation angesehen, weil die Langzeitfunktion des transplantierten Organs besser ist als die von Nieren eines hirntoten Organspenders.