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Lou lernt dank Cochlea-Implantaten hören und sprechen

02. May 2022
Familie Wöhler mit Dr. Wilma Großmann

HNO-Klinik der Unimedizin Rostock als Cochlea-Implantat-versorgende Einrichtung zertifiziert

Fröhlich brabbelt die kleine Lou vor sich hin und malt Striche in ein Malheft. Als Dr. Wilma Großmann den Raum betritt, winkt die Eineinhalbjährige und wirft ihr ein Kusshändchen zu. Über so viel Frohsinn freut sich auch die Leiterin des Hörzentrums Nord-Ost der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie „Otto Körner“ der Unimedizin Rostock, die Familie Wöhler seit vielen Monaten betreut. Adriana Wöhler ist froh, dass Lou sich so gut entwickelt: „Bereits kurz nach der Geburt wurde bei unserer Tochter beidseitig eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit diagnostiziert. Das war erst einmal ein Schock für uns, aber wir wurden von Anfang an gut beraten und betreut.“ Damit Lou trotzdem hören und sprechen lernt, war es wichtig, schnellstmöglich mit einer Therapie zu beginnen.

Die HNO-Ärztin und Pädaudiologin Dr. Wilma Großmann betont, wie wichtig eine rechtzeitige Versorgung ist: „Es ist wichtig, Kinder, die von einer angeborenen Schwerhörigkeit betroffen sind, möglichst frühzeitig zu versorgen. Das ist wichtig für eine gute Hör- und Sprachentwicklung. Wir probieren immer zuerst aus, ob wir mit Hörgeräten helfen können. Wenn das nicht ausreicht, versorgen wir die Kinder mit Cochlea-Implantaten.“ So war es auch bei der kleinen Lou: Nach ersten Versuchen mit Hörgeräten stand fest, dass sie ohne die Implantate keine Chance hätte, für eine gute Sprachentwicklung ausreichend zu hören. Der operative Eingriff durch Klinikdirektor Prof. Dr. Robert Mlynski, einem Spezialisten für implantierbare Hörsysteme, fand wenige Tage nach ihrem ersten Geburtstag statt. Dabei wird das Implantat in den Schädelknochen nahe dem Ohr platziert und Elektrodenträger werden in die Hörschnecke (Cochlea) eingeführt. Bei Säuglingen und Kleinkindern erfolgt die Implantation auf beiden Seiten gleichzeitig in einer Operation. Vier Wochen später wurden die Implantate aktiviert: Über den sogenannten Sprachprozessor, der über Mikrophone Geräusche aufnimmt, werden mit Hilfe der magnetisch über dem Implantat haftenden Sendespule die Stimulationssignale an das Implantat weitergegeben. Für die Familie begann eine neue Zeit: Lou fing an, auf Geräusche zu reagieren und langsam zu sprechen. Heute hat sie ein sogenanntes Höralter von sieben Monaten und macht zur Freude aller gute Vorschritte. Sie kommt nun in immer größeren Abständen zur Kontrolle und wird dank hörpädagogischer Förderung gut auf den Kitabesuch vorbereitet.

Die HNO-Klinik der Unimedizin Rostock wurde in diesem Jahr als Cochlea-Implantat-versorgende Einrichtung zertifiziert. Sie erfüllt damit die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. zur Struktur- und Prozessqualität. Dazu zählen bestimmte Fallzahlen, personelle und räumliche Mindeststandards, eine entsprechende Ausstattung für Kinder sowie eine enge interdisziplinäre kindermedizinische Versorgung. Die Erstzertifizierung erfolgte anhand von einem eingereichten Erhebungs- und Kennzahlenbogen. Im nächsten Jahr wird dann ein Vor-Ort-Termin stattfinden. In ganz Mecklenburg-Vorpommern gibt es vier Kliniken, die Patienten mit Cochlea-Implantaten versorgen.