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Mangelernährung und Muskelschwund frühzeitig erkennen

17. May 2022
Prof. Dr. Robert Jaster am Mikroskop

Prof. Dr. Robert Jaster ist Co-Projektleiter und leitet das Forschungslabor für Gastroenterologie.

Verbundprojekt der Unimedizin Rostock zu chronischen Magen-Darm-Erkrankungen mit praxisnahen Erkenntnissen

Rostock – Chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts werden oftmals von Mangelernährung und Muskelschwund begleitet. Der Leidensdruck der Patienten ist hoch und die Therapiemöglichkeiten sind oft begrenzt. In dem Verbundprojekt EnErGie hat die Universitätsmedizin Rostock an neuen Methoden zur Diagnostik und Therapie von mangelernährten Patienten geforscht. Untersucht wurden Patienten mit einer Leberzirrhose, einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder einem Kurzdarmsyndrom. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind mindestens 15.000 Menschen von einer dieser Erkrankungen betroffen. Nach vier Jahren ist das Projekt nun erfolgreich abgeschlossen und hat bemerkenswerte Erkenntnisse hervorgebracht.

„Wir haben ein auf die Praxis zugeschnittenes Methodenset entwickelt, das die Diagnostik unserer Patienten verbessert und zur frühzeitigen Erkennung einer Mangelernährung beiträgt“, erklärt Prof. Dr. Robert Jaster, Co-Projektleiter und Leiter des Forschungslabors für Gastroenterologie. Dabei werden beim Patienten regelmäßig die Muskelkraft, die Körperzusammensetzung, Blutparameter und Körpermaße wie zum Beispiel der Oberarmumfang untersucht. Die Wissenschaftler schauen sich außerdem die Ernährung des Patienten und das soziale Umfeld an. Die Patienten erhalten dann eine abgestimmte Ernährungstherapie und werden auch nach ihrem Klinikaufenthalt intensiv betreut. „Die Ergebnisse zeigen, dass es vielen Patienten, die die Studie über mehrere Monate durchlaufen haben, besser geht und sie an Lebensqualität zurückgewinnen. Außerdem arbeiten unsere Forscher an einer verbesserten Trinkzusatznahrung“, erklärt Prof. Dr.  Georg Lamprecht, Projektkoordinator und Leiter der Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen. „In den nächsten Jahren wollen wir unsere gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis überführen und den Ursachen für eine Mangelernährung weiter auf den Grund gehen“, erklärt Jaster. Insgesamt wurden 179 Patienten mit einer der drei Erkrankungen untersucht und bei etwa der Hälfte eine Mangelernährung und bei rund 25 Prozent ein Muskelschwund festgestellt, vor allem bei Leberzirrhose. Außerdem wurden hunderte Patienten mit anderen Grunderkrankungen und Gesunde zum Vergleich untersucht.

Das Verbundprojekt EnErGie ist Teil des Exzellenzforschungsprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern und war in dessen zweiter Ausschreibung als eines von fünf Projekten im Aufruf Gesundheitsforschung für eine Förderung ausgewählt worden. „Mit dem Exzellenzforschungsprogramm unterstützen wir gezielt die forschungsseitige Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses in unserem Land. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können sich so in mehrjährigen Forschungsverbünden wissensbasiert weiterentwickeln und mit ihren Projekten einen wichtigen, überregional bedeutsamen Beitrag für die Forschung leisten“, betont Wissenschaftsministerin Bettina Martin. Insgesamt wurde das Projekt mit über 2,2 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt und über einen Zeitraum von 45 Monaten gefördert.

In dem Verbundprojekt EnErGie „Enterale Ernährung bei Malnutrition durch Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: vom Grundlagenverständnis zum innovativen Behandlungskonzept“ haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Rostock zusammen mit Partnern der Universitätsmedizin Greifswald, dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie und der Hochschule Neubrandenburg geforscht. Insgesamt 21 Nachwuchswissenschaftler wurden in dem Verbrundprojekt, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wurde, gefördert.