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Mehr ausländische Patienten: Pflegekräfte polieren ihr Englisch auf

12. February 2015

Pauken für die Patienten – die Krankenschwestern Manuela Baldeweg (l.) und Sandy Bruhn im Englisch-Workshop.

„Please call me Chris“, bittet Chris Cronin seine Schüler auf Englisch. Das wird auch für die nächsten Stunden die Unterrichtssprache bleiben. Eine willkommene Herausforderung. 20 Schwestern und Pfleger der Universitätsmedizin Rostock haben jetzt in Workshops an der Sprachschule Inlingua nahe dem Rostocker Bahnhof noch mal die Schulbank gedrückt. Das Ziel: an den eigenen Englischkenntnissen feilen. Schließlich gilt es vorbereitet zu sein, wenn ein Patient bekundet, kein Wort Deutsch zu verstehen. Der Pflegevorstand der Universitätsmedizin war damit auf den Wunsch vieler Pflegekräfte eingegangen, zugunsten einer runden Patientenversorgung die eingeschlafenen Schulkenntnisse wiederzuerwecken und zu erweitern.

Aufmerksam sitzen Sandy Bruhn und Manuela Baldeweg vor ihren Unterlagen. „Ein tolles Angebot“, findet Bruhn, die die Kollegen in der Augenklinik stets als Erste rufen, wenn sie Hilfe bei der Kommunikation mit einem englischsprachigen Patienten brauchen. Im boomenden Urlaubsziel MV kommt das immer häufiger vor. „Dann ist es wichtig, dass ein verwirrter Patient nicht vor einer noch verwirrteren Krankenschwester steht. Wir müssen ihn direkt ansprechen und auf all seine Fragen reagieren können.“ Viele Touristen kämen von den Aida-Schiffen, seien nur kurz da, hätten wenig Zeit. „Bei uns werden meist die älteren Leute eingeliefert“, ergänzt ihre Kollegin Baldeweg, die in der Schlaganfall-Einheit in Gehlsdorf arbeitet. Die Ärzte hätten mit dem Englischen keine Probleme, das Pflegepersonal dagegen oft Nachholbedarf.

Der Impuls zur Sprachauffrischung sei von den Pflegekräften in der Notaufnahme des Zentrums für Innere Medizin gekommen, berichtet Dorothea Uecker, Bildungsleitung bei der Universitätsmedizin. „Sie haben zunehmend mit englischsprachigen Patienten zu tun.“ Bei dem Workshop gehe es nicht um die Vermittlung von medizinischem Englisch. „Vielmehr spielen die Mitarbeiter pflegerische Situationen durch, etwa die Aufnahme von Patienten, die Pflegeanamnese, Körperpflege, das Blutdruckmessen. Alles in englischer Sprache.“ Ein vom Dozenten erstelltes Merkblatt können die Kursteilnehmer als Stütze immer wieder zur Hand nehmen, wenn sie Umgang mit Patienten aus dem Ausland haben. 
Gelöste Stimmung in den Kursen, die Teilnehmer saugen alle Anregungen ihres Lehrers begierig auf. Der ermutigt die Zuhörer, auch zu kommunizieren, wenn man erst in ein paar Minuten Zeit für den Patienten habe. „Sie wollen ihm ja Sicherheit anbieten. I’ll be right with you – ich bin gleich bei Ihnen.“ Englisch sei eine höfliche Sprache, voller „please“ und „thank you“. Sandy Bruhn nickt. „Der Kurs motiviert mich für meine tägliche Arbeit“, erzählt sie. Dass Kolleginnen aus allen Fachbereichen an den Tischen säßen, führe in den Lernpausen auch noch zu einem regen Austausch. „Gibt es das Angebot noch mal, bin ich gern wieder dabei.“

Behandlungsbericht, Blutkurve, Versicherungskarte – alles Vokabeln, die nicht jeder direkt auf Englisch parat hat. Chris Cronin bringt sie seinen Sprachschülern launig bei. Dabei lässt er auch seine persönlichen Erfahrungen mit deutschen Krankenhäusern einfließen. „Meine Mutter und meine Schwester sind Krankenschwestern“, erzählt der Lehrer, der vor knapp 20 Jahren aus Irland nach Deutschland kam. Hierzulande hat er schon alles erlebt. Von Unhöflichkeit bis hin zu rührender Umsorgung. 
„Open your folders.“ Der Workshop geht weiter. Am Ende soll der Patient ja noch mit Genesungswünschen verabschiedet werden: „Get well soon.“