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Mit Simulationspersonen den richtigen Ton treffen

18. July 2024
Eine Studentin und ein gestellter Patient sitzen sich am Tisch gegenüber eine Ärzte beugt sich über die Studentin und gibt Hilfestellung

Psychologin Dr. Anke Hierundar erklärt einer Medizinstudentin bei einer Patientensimulation, wie sie bei komplizierten Patienten agieren sollte.

Eine Studentin und eine gestellte Patientin sitzen sich gegenüber, eine Ärztin steht am Tisch

Studentinnen und Studenten üben Arzt-Patienten-Gespräche an der Unimedizin Rostock

Schmerzt und drückt es im Bauch, kann das auf eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts hindeuten oder aber auch ganz andere Ursachen haben. Um herauszufinden, woran der Patient oder die Patientin leidet, müssen Ärztinnen und Ärzte ihnen die richtigen Fragen stellen und ganz genau hinsehen. Denn eine Anamnese besteht aus weit mehr als reinem Abfragen der Symptome. Mitunter können Vorerkrankungen, die Lebensweise oder das soziale Umfeld Aufschluss über die Bauchschmerzen geben. Die Medizinstudierenden der Unimedizin Rostock werden durch das Simulationspatientenprogramm optimal auf den Umgang mit Erkrankten vorbereitet. In derzeit acht Fachbereichen haben die angehenden Medizinerinnen und Mediziner die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten im Patientengespräch auf die Probe zu stellen, darunter in der Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde, Psychosomatik, Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie, Zahn- oder Rechtsmedizin.

Die Diplomschauspielerin Sandra Uma Schmitz, Mitarbeiterin des Studiendekanates der Universitätsmedizin Rostock, leitet das Programm zusammen mit Dr. Susanne Schrötter und Prof. Dr. Peter Kropp, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Sie castet und bildet die Schauspielerinnen und Schauspieler aus, die dann in Rollenspielen mit den Medizinstudenten interagieren. „Wir bereiten unsere Simulationspersonen auf ganz unterschiedliche Szenarien vor, wie beispielsweise das Überbringen einer schlechten Nachricht, ein Gespräch mit Eltern eines erkrankten Kindes oder das Gespräch mit Hinterbliebenen“, erklärt Schmitz. Zur Zeit werden 20 gecastete Patienten, darunter sieben Profi-Schauspieler und 13 Laien zwischen 19 und 84 Jahren,  regelmäßig gecoacht, damit sie ihre Rollen glaubwürdig darstellen können. Die Projektleiterinnen hoffen, durch das Programm eine neue Generation von Ärztinnen und Ärzten auszubilden, die so empathisch wie möglich auf ihre Patientinnen und Patienten eingehen und die Kommunikation als wichtigen Bestandteil der Anamnese wahrnehmen: „Die Patienten sollen sich ernst genommen und gut aufgehoben fühlen, der richtige Umgang mit ihnen ist dafür ganz entscheidend.“

Die simulierten Arzt-Patienten-Gespräche erfolgen in Kleingruppen, um eine intime und möglichst realitätsnahe Atmosphäre zu schaffen. Direkt im Anschluss erhalten die Studierenden von den Simulationspatienten eine Rückmeldung und schätzen sich selbst ein. Die Dozenten der Unimedizin Rostock binden das bewährte Programm vermehrt in ihre Lehrveranstaltungen ein, da auch sie die Wichtigkeit erkannt haben. Außerdem wird das Programm laut zukünftiger Approbationsordnung für jeden Medizinstudieren Pflicht. „Wir entwickeln das Programm ständig weiter, konzipieren neue Fälle mit den Lehrenden und führen Supervisionen in den Lehrveranstaltungen durch. Die Übungen und das Feedback sind ein Tool zum professionellen Umgang mit Patientinnen und Patienten“, erklärt die Diplomschauspielerin, die von den Lehramtsstudentinnen Solveig Hoth und Mia Smilla Susemihl unterstützt wird. In Zukunft würden sie gerne in weiteren medizinischen Bereichen, z. B. mit der Notfallmedizin zusammenarbeiten.

Kontakt für interessierte Simulationspatienten