Aktuelles

Multiresistente Keime: Rostocker Wissenschaftler forschen an neuer Therapie

03. December 2019
.

Dr. Nadja Patenge und Prof. Bernd Kreikemeyer forschen nach Wegen, um bakteriellen Krankheitserregern den Garaus zu machen.

Wachsmotten geben Aufschluss über Scharlach-Erreger

Mit Streptococcus pyogenes hatte es wohl jeder schon einmal zu tun: Das Bakterium verursacht Angina, kann aber auch schwere Erkrankungen nach sich ziehen. Behandeln lässt sich der Erreger mit Penicillin, unter bestimmten Umständen zeigt das Medikament aber keine Wirkung. Dr. Nadja Patenge vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universitätsmedizin Rostock forscht mit ihrer Arbeitsgruppe an neuen Therapien, um bakterielle Krankheitserreger abzutöten.

„Diese Bakterien verstecken sich in unseren Zellen, in die das Penicillin nicht eindringen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Ist die Therapie beendet, werden die betroffenen Zellen zwar abgestoßen, die Keime aber möglicherweise wieder freigesetzt. Die Folge: die Erkrankung flammt erneut auf.“ Die Forscher wollen nun Moleküle ausfindig machen, die in die Zellen aufgenommen werden und dort gezielt dafür sorgen, dass Bakterien absterben. 

Wenn dies gelingt, ließen sich die Ergebnisse auch auf multiresistente Keime übertragen, also auf Erreger, die nicht mehr auf eine Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Die Forscher legen einen besonderen Fokus auf die Keime, die kürzlich an einigen Krankenhäusern kursierten. „Das Ziel ist eine Kombitherapie“, erklärt Prof.  Bernd Kreikemeyer, Professor für Molekulare Bakteriologie am Institut. „Die Patienten nehmen dann zusätzlich zum Antibiotikum ein weiteres Medikament ein.Es schaltet das Gen aus, das für die Resistenz gegen die Antibiotika verantwortlich ist und sorgt dafür, dass diese wieder genutzt werden können.“

Aktuell forschen die Wissenschaftler im Insektenmodell an Wachsmotten. „Sie haben ein angeborenes Immunsystem, das dem menschlichen ähnelt, und wachsen bei 37 Grad Celsius“, so Forscherin Patenge. „Dadurch können wir erste Aussagen über die Wirkung der Medikamente treffen und Versuche an Wirbeltieren deutlich reduzieren.“

Die Rostocker Spezialisten arbeiten mit Kollegen aus der Universität und Universitätsmedizin Greifswald und dem Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems zusammen. Das gemeinsame Projekt „Koinfekt“ wird im Rahmen der Landesexzellenzinitiative vom Bildungsministerium MV gefördert. Die bisherigen Ergebnisse wurden jetzt im international anerkannten Magazin „Molecular Therapy Nucleic Acids“ veröffentlicht.