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Nach Krebserkrankung: Angst vor dem Rückfall überwinden

06. June 2019

Marie Luise Heinig (l.) im Gespräch mit Dana Schmidt, Ernährungsberaterin an der Unimedizin Rostock.

Sporttherapeutin Elisa Kiewel (l.) und Patientin Anne B. freuen sich auf die gemeinsamen Termine.

Sporttherapeutin Elisa Kiewel (l.) und Patientin Anne B. freuen sich auf die gemeinsamen Termine.

Präventionsprogramm CARE for CAYA unterstützt junge Menschen

Als Marie Luise Heinig die Diagnose Krebs erhält, steckt sie mitten im Abiturstress. Aber anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, schaut sie nach vorn. Ihre Mitschüler und Lehrer geben ihr Halt, damit sie die Prüfungen und die Therapie meistert. Mit Erfolg: Das Abi ist bestanden und die Erkrankung passé. Acht Jahre ist beides nunmehr her. Trotzdem ist seit der Krebsdiagnose nichts mehr wie es einmal war. Die Angst vor einem Rückfall schwelt ständig über der heute 26-jährigen Frau. Lange hat sie die Sorgen um ihre Gesundheit herumgetragen und mit sich selbst ausgemacht. Ein helfendes Angebot fand sie nicht, bis sie auf das Programm CARE for CAYA (Hilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene) gestoßen ist. Dort bekommt sie seit Kurzem die Hilfe, die sie benötigt, um ihre Ängste zu überwinden. 

Die onkologische Versorgung von älteren Patienten ist gegeben und eingespielt. Während es für ältere Patienten bereits vielfältige Unterstützung gibt, sind die Angebote für junge Menschen eher dünn besiedelt. Aus diesem Grund wurde das deutschlandweite Präventionsprogramm CARE for CAYA ins Leben gerufen. Eins von 14 CARE-for-CAYA-Zentren gibt es seit Neuestem an der Unimedizin Rostock. Experten der Kinder- und Jugendklinik betreuen die jungen Menschen und bieten Ernährungsberatungen, Sportkurse und psychologische Unterstützung an. „Ich hatte inzwischen meine ersten Beratungsgespräche und fühle mich schon jetzt sehr wohl“, sagt Marie Luise Heinig. Die 26-Jährige arbeitet mittlerweile als Biotechnologin in Berlin. „Leider gibt es hier vor Ort kein Zentrum, das so ein Präventionsprogramm anbietet. Ich fahre aber sehr gerne nach Rostock, da ich damals auch an der Unimedizin Rostock therapiert wurde“, ergänzt sie. Die meisten ehemaligen jungen Krebspatienten begleitet die Angst, einen Rückfall zu erleiden. So auch Anne B. aus Rostock. Sie erkrankte im letzten Jahr am Hodgkin-Lymphom und findet eine familienunabhängige Unterstützung sehr wichtig: „Das Gesamtpaket aus Beratung, Bewegung und Ernährung ist super, um wieder fit zu werden und vorzubeugen“, sagt die 31-Jährige. Sie konnte ihr Studium der Wirtschaftspädagogik während ihrer Chemotherapie und Bestrahlung erfolgreich abschließen und arbeitet bereits seit einigen Monaten an der Universität Rostock: „Es ist mir wichtig, positiv zu bleiben, nichts zu verdrängen und mir realistische Ziele zu setzen, aber auch um Hilfe und Beistand zu bitten.“

Unter anderem Ernährungsberaterin Dana Schmidt und Sporttherapeutin Elisa Kiewel betreuen die jungen Menschen an der Unimedizin. „Wir erstellen einen Ernährungsplan und bieten Kochkurse an, um eine bewusste gesunde Ernährung zu vermitteln“, sagt Dana Schmidt. Ebenso gehöre Sport als fester Bestandteil in den Alltag. „Daher wollen wir bewusst machen, wie wichtig körperliche Betätigung ist, geben Bewegungsempfehlungen und zeigen Übungen“, ergänzt Elisa Kiewel. Neben Sport, Bewegung und Ernährung stehen auch körperliche und seelische Belastung sowie der Wiedereinstieg in die Schule oder in den Beruf im Vordergrund des Programms. Teilnehmen kann jeder ehemalige junge Krebspatient zwischen 15 und 39 Jahren, unabhängig davon, wann die Erkrankung war. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir weitere junge Menschen auf ihrem Heilungsweg unterstützen können“, verdeutlicht Prof. Dr. Carl Friedrich Classen, Leiter Bereich pädiatrische Onkologie. Die Teilnehmer werden im Abstand von sechs Wochen zu den Betreuungsterminen in die Klinik eingeladen. Projektleiter ist das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.