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Neue Behandlung reduziert Belastung für Mukoviszidose-Patienten mit Diabetes

03. November 2020
Prof. Manfred Ballmann mit Urkunde

Prof. Manfred Ballmann ist Kinderpneumologe an der Unimedizin Rostock

Kinderpneumologe der Unimedizin Rostock für Forschung ausgezeichnet

Rostock – Viele Menschen mit Mukoviszidose (Cystische Fibrose) erkranken im Laufe ihres Lebens zusätzlich an Diabetes. Die Behandlung ist für die Patienten besonders kräftezehrend. Prof. Dr. Manfred Ballmann, Kinderpneumologe und Allergologe der Universitätsmedizin Rostock forscht in Zusammenarbeit mit Medizinern aus Frankreich, Österreich, Italien und Deutschland an alternativen Methoden zur Einnahme von Diabetes-Medikamenten. Diese sollen die Behandlungsbelastung der schwerkranken Patienten deutlich verringern. In seiner Arbeit hat Ballmann nun herausgefunden, dass die Zuckereinstellung mit oralen Medikamenten genauso zuverlässig ist wie die Behandlung mit Insulin. „Wir können den jungen Erwachsenen dadurch in den ersten zwei Jahren die ewigen Spritzen ersparen“, erklärt Ballmann. Die Zuckereinstellung wird somit wesentlich bequemer und ist genauso sicher. Für seine herausragende Forschungsarbeit wurde er nun vom Mukoviszidose e.V., dem Bundesverband Cystische Fibrose, mit dem Adolf-Windorfer-Preis 2020 ausgezeichnet, der mit 5000 Euro dotiert ist. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Lancet Diabetes and Endocrinology veröffentlicht.

Rund 40 Prozent aller Mukoviszidose-Patienten leiden als Erwachsene zusätzlich an Diabetes. „Wenn die einhergehende Krankheit auftritt, befinden sich unsere Patienten oft in einer wichtigen Phase ihres Lebens. Sie machen ihren Schulabschluss oder beginnen eine Ausbildung. Komplizierte und schmerzhafte Medikamenteneinnahmen können dann zur zusätzlichen Belastungsprobe werden“, erklärt der Kinderpneumologe.

In einer internationalen Studie hat eine Patientengruppe über zwei Jahre ein orales Diabetes-Medikament bekommen, während die Kontrollgruppe Insulin spritzte. Insgesamt 75 Patienten haben an der Studie teilgenommen, die vom Mukoviszidose e.V. mit über 600.000 Euro finanziert wurde. Obwohl es orale Medikamente zur Blutzuckereinstellung schon länger gibt, fehlte bisher die wissenschaftliche Grundlage, die die gleichwertige Wirksamkeit zu Insulin belegt. „Wir können nun mit Gewissheit sagen, dass orale Antidiabetika der herkömmlichen Zuckereinstellung zumindest in den ersten zwei Jahren in nichts nachstehen“, erklärt der Kinderpneumologe und Allergologe. „Die Lebensqualität unserer Patienten erhöht sich dadurch deutlich.“

In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 110 Menschen an Mukoviszidose erkrankt, bundesweit sind es laut Mukoviszidose e.V. etwa 8.000 Menschen. In der Mukoviszidose-Ambulanz der Kinder- und Jugendklinik werden 40 Patienten behandelt. Die Ambulanz ist Teil des Mukoviszidose-Zentrums MV. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Mukoviszidose liegt heute bei über 40 Jahren.